S21: Polizei räumt Weg frei

Stuttgart. Mit einem massiven Aufgebot hat die Polizei den Weg für die nächsten Bauarbeiten am Bahnprojekt Stuttgart 21 frei gemacht. Im Gegensatz zum Herbst 2010 gab es in der Nacht zum Freitag keine gewalttätigen Ausschreitungen mit S-21-Gegnern. 2200 Beamte räumten das Gebiet um den Südflügel des Hauptbahnhofs. Laut Polizei hatten 600 Demonstranten gegen den Abriss protestiert

Stuttgart. Mit einem massiven Aufgebot hat die Polizei den Weg für die nächsten Bauarbeiten am Bahnprojekt Stuttgart 21 frei gemacht. Im Gegensatz zum Herbst 2010 gab es in der Nacht zum Freitag keine gewalttätigen Ausschreitungen mit S-21-Gegnern. 2200 Beamte räumten das Gebiet um den Südflügel des Hauptbahnhofs. Laut Polizei hatten 600 Demonstranten gegen den Abriss protestiert. Die Initiative "Parkschützer" sprach von 1000 Teilnehmern.Rund fünf Stunden war die Polizei beschäftigt, ehe das Gelände um 8 Uhr mit Gittern abgesperrt wurde. Die Beamten mussten 27 Demonstranten wegtragen. Sechs S-21-Gegner müssen mit einer Anzeige rechnen; vier Protestierer leisteten Widerstand, zwei hatten Pfefferspray dabei. Die grün-rote Landesregierung zeigte sich erleichtert. "Die Polizei hat den Einsatz exzellent vorbereitet", sagte Innenminister Reinhold Gall. Wie die Grünen hob der SPD-Politiker hervor, dass die Demonstranten und Blockierer friedlich geblieben seien.

Kern des auf 4,1 Milliarden Euro veranschlagten Projekts Stuttgart 21 ist der Umbau des Kopfbahnhofs zu einem unterirdischen Durchgangsbahnhof. Landesregierung und Polizei wollten eine Eskalation wie bei den Baumfällarbeiten am 30. September 2010 unbedingt vermeiden. Damals hatte die Polizei Wasserwerfer und Pfefferspray eingesetzt; mehr als 100 Menschen wurden verletzt.

In acht Wochen will die Bahn mit dem Abriss fertig sein. Grüne und Polizei kritisierten die Planung. Da die rechtlichen Voraussetzungen für das Fällen der Bäume im Schlossgarten nicht erfüllt seien, seien die Arbeiten voreilig. Der Stuttgarter Polizeipräsident Thomas Züfle sagte, er hätte sich gewünscht, dass nur ein einziger Großeinsatz nötig gewesen wäre: "Unter Gesichtspunkten der Effizienz ist das sicher keine gute Lösung." dpa

Meinung

Die Bahn geht unsensibel vor

Von SZ-MitarbeiterinGabriele Renz

Die Bahn will weiterbauen. Das darf sie. Sie hat das Baurecht. Doch anders als die Polizei, die ebenso besonnen agierte wie die meisten Demonstranten, hat der Konzern wenig gelernt. Er orderte ein Großaufgebot an Polizei, um einen Teil der künftigen Baustelle mit Gittern abzusichern. Dabei scheint es vornehmlich darum zu gehen, mit dem Abriss des Südflügels Fakten zu schaffen und Macht zu demonstrieren.

Wäre die Bahn sensibel gewesen, hätte sie ein paar Tage gewartet und das gesamte Baustellenareal, also auch den Bereich um die zu fällenden Bäume im Schlossgarten, auf einmal abgeriegelt. Selbst dem örtlichen Polizeichef riss deshalb die Hutschnur. Er fragt zu Recht nach der Verhältnismäßigkeit und den doppelten Kosten. Denn die bleiben beim Steuerzahler hängen.

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