S-Bahn-Mord: Politik und Polizei fordern mehr Schutz für Bürger

München/Saarbrücken. Die tödliche Attacke zweier Jugendlicher auf einen Münchner S-Bahn-Fahrgast hat eine neue heftige Debatte über schärfere Gesetze ausgelöst. Die 17 und 18 Jahre alten Männer hatten einen 50-Jährigen zu Tode geprügelt, der eine Gruppe Jugendlicher schützen wollte

München/Saarbrücken. Die tödliche Attacke zweier Jugendlicher auf einen Münchner S-Bahn-Fahrgast hat eine neue heftige Debatte über schärfere Gesetze ausgelöst. Die 17 und 18 Jahre alten Männer hatten einen 50-Jährigen zu Tode geprügelt, der eine Gruppe Jugendlicher schützen wollte.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU, Foto: ddp) forderte gestern unter anderem die Anhebung der Höchststrafe für Jugendliche von zehn auf 15 Jahre. Zudem müssten Heranwachsende zwischen 18 und 21 Jahren grundsätzlich nach dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden. Ebenso wie CSU-Chef Horst Seehofer kritisierte Herrmann, es gebe in S-Bahnhöfen nicht genügend Videokameras.

Dagegen warnten SPD, Grüne und Linke vor Schnellschüssen und Aktionismus im Wahlkampf. Das Bundesjustizministerium wies die Forderung nach Verschärfung des Jugendstrafrechts zurück. Dies habe der Bundestag bereits in der vergangenen Legislaturperiode verworfen. Der SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz nannte es "verantwortungslos, wenige Stunden nach der Tat solche Sprüche zu klopfen". Polizeigewerkschaften, SPD, Linke, Grüne und FDP forderten jedoch übereinstimmend, das Sicherheitspersonal in S- und U-Bahnen aufzustocken.

Der Landeschef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Michael Rupp (Foto: SZ), wandte sich gegen eine Verschärfung des Strafrechts. Es genüge vielmehr, die "vorhandenen Rechtsmittel auszuschöpfen", sagte er unserer Zeitung. Zudem müssten Risikofaktoren für Kriminalität viel früher bekämpft werden. Rupp forderte, bei der Kripo mehr speziell geschulte Jugendsachbearbeiter einzusetzen. Auch der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei im Saarland, Hugo Müller, sprach sich für möglichst frühzeitige Prävention aus: "Die Anfänge einer kriminellen Karriere liegen oft in früher Kindheit und Jugend."

Einer der Tatverdächtigen bat gestern die Familie des Opfers um Verzeihung. Er könne sich nicht erklären, wie es zu dem "Blackout" gekommen sei, sagte sein Anwalt. Gegen einen dritten Jugendlichen, der den Übergriff möglicherweise mit anzettelte, erging am Abend ein Haftbefehl. , Meinung dpa/epd/jöw

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