Russland kämpft gegen Rubel-Absturz

Die Rubel-Krise sorgt in Russland und außerhalb des größten Landes der Erde für viel Nervosität. Die Russen halten ihre Währung aktuell für deutlich unter Wert verkauft. Aber wie schlimm ist es wirklich? Wir beantworten zentrale Fragen.



Was sind die Hauptgründe für die Talfahrt des Rubel ?

Belastet wird der Rubel vor allem durch den Einbruch der Rohölpreise. Mittlerweile beträgt der Rückgang seit Sommer rund 45 Prozent. Energie ist das wichtigste Exportprodukt Russlands. Die Sanktionen des Westens wegen des Ukraine-Konflikts haben die russische Wirtschaft zusätzlich hart getroffen. Das russische Einfuhrverbot für Lebensmittel aus der Europäischen Union treibt zudem die Preise in Russland nach oben. Die höhere Inflation schwächt die Währung zusätzlich.

Wie hart ist die russische Wirtschaft betroffen?

Unabhängig vom Ölpreisverfall hat die russische Wirtschaft bereits in den vergangenen Jahren an Dynamik verloren. Die angestrebte Modernisierung machte Experten zufolge kaum Fortschritte. Für 2015 befürchtet die russische Notenbank eine Rezession und spricht gar von einem möglichen Einbruch der Wirtschaft um bis zu 4,5 Prozent.

Wie wirkt sich der Rubelverfall in Russland aus?

Importierte Waren werden durch den rapide fallenden Wechselkurs immer teurer. Die steigende Inflationsrate belastet die Verbraucher. Auch werden Investitionen von ausländischen Unternehmen in Russland immer unattraktiver. Die Kapitalflucht hat zuletzt deutlich zugenommen. Bei Krediten russischer Unternehmen, die in anderen Währungen aufgelegt wurden, wird die Rückzahlung teurer. Vor allem die Banken haben hohe Auslandsschulden. Hinzu kommen die höheren Zinsen, sie sind Gift für die Konjunktur.

Kann man die Lage mit der Russlandkrise 1998 vergleichen?

Vor 16 Jahren konnte die russische Regierung den künstlich gesetzten Rubelkurs nicht länger verteidigen und musste nach der folgenden starken Abwertung der Währung die Rückzahlung ausländischer Schulden aussetzen. Am 26. August 1998 fiel der Rubel-Kurs im Verhältnis zum US-Dollar an einem Tag um 26,59 Prozent. Auch damals belastete ein niedriger Rohölpreis die russische Wirtschaft. Im Unterschied zu heute war Russland jedoch hoch verschuldet und hatte Defizite im Außenhandel. Das Verhältnis zum Westen war jedoch deutlich besser als heute, und der Internationale Währungsfonds gewährte Hilfskredite. Die russische Wirtschaft hat sich ab 2000 erholt.

Droht Russland der Staatsbankrott?

Die Notenbank verfügte Anfang Dezember über Devisenreserven im Wert von 416 Milliarden US-Dollar. Zahlungsausfälle erscheinen also zunächst unwahrscheinlich. Die Staatsverschuldung liegt im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt mit 13 Prozent im internationalen Vergleich sehr niedrig. In den USA liegt der Schuldenstand bei 108 Prozent. Durch den Verfall des Rubel sind die Risikoaufschläge für russische Anleihen jedoch gestiegen, und die Refinanzierung des Staates wird teurer.

Wie abhängig ist Russland vom Ölpreis ?

Der Staatshaushalt wird zu einem großen Teil von den Einnahmen der Erdölkonzerne wie Gazprom und Rosneft bestritten. Die fallenden Erdölpreise mindern hier die Einnahmen. Ökonomen vermuten, dass Russland langfristig einen Rohölpreis von 100 Dollar je Barrel braucht, um einen ausgeglichenen Haushalt zu behalten.

Kann die Notenbank durch Zinserhöhungen den Rubel stabilisieren?

Die drastische Zinserhöhung durch die russische Notenbank, die am Montag die Zinsen um 6,5 Prozentpunkte auf 17 Prozent anhob, hat die Talfahrt am Dienstag nur kurzzeitig gebremst. Bereits zuvor waren Interventionen am Devisenmarkt verpufft.

Was kann Russland jetzt tun?

Gestern begann das Finanzministerium, einen Teil seiner Devisenreserven zu verkaufen. Dies stützte gestern den Rubelkurs erstmal, am Ende des Tages stieg er um über 13 Prozent. Ob das reichen wird, ist ungewiss. "Der Druck der Märkte könnte die russische Notenbank zu einer weiteren Leitzinserhöhung veranlassen", erwartet Commerzbank-Volkswirt Simon Quijano-Evans. Die Notenbank dürfte weiter intervenieren, um die Währung zu stabilisieren.

Wir verhalten sich die Russen - gibt es Panik?

Die Unsicherheit ist groß, doch Panik kam bisher - wohl auch mit Blick auf die Reserven des Landes - nicht auf. Auch weil durch die Rohstoffverkäufe weiter Geld ins Land fließt, gilt die Lage für eine Krise als noch ziemlich komfortabel. Teilweise horteten Russen Lebensmittel, weil sie einen weiteren Preisanstieg befürchten. Und es gibt rund 16 Prozent weniger Westreisen.

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