Ruf nach Abschaffung der Praxisgebühr wird lauter

Berlin/Saarbrücken. Ein Teil der 19,5 Milliarden Euro schweren Rekordreserve der gesetzlichen Krankenversicherung soll nach dem Willen der FDP zur Abschaffung der Praxisgebühr genutzt werden. Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) überprüft die Gebühr

Berlin/Saarbrücken. Ein Teil der 19,5 Milliarden Euro schweren Rekordreserve der gesetzlichen Krankenversicherung soll nach dem Willen der FDP zur Abschaffung der Praxisgebühr genutzt werden. Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) überprüft die Gebühr. Aus Sicht seines Ministeriums steht nach Medienberichten fest, dass die 2004 eingeführte Gebühr von zehn Euro pro Quartal ihre Lenkungswirkung für weniger Arztbesuche verfehlt habe. Parteichef Philipp Rösler und Generalsekretär Patrick Döring hätten sich bereits offen für eine Abschaffung der Gebühr gezeigt, hieß es. Florian Rentsch, Vorstandsmitglied der Liberalen, forderte den Koalitionspartner CDU auf, den Vorstoß nicht zu blockieren. Unterstützung erhält die FDP von der Bundesärztekammer. Ihr Präsident Frank Ulrich Montgomery erklärte, die Abschaffung der Gebühr sei die "vernünftigste Art", die aktuellen Kassen-Überschüsse an die Versicherten weiterzugeben. Die Ärztekammer habe "bereits viele Anträge gestellt, die Praxisgebühr wegen Sinnlosigkeit abzuschaffen".Die Union lehnt den Vorstoß jedoch ebenso ab wie die Krankenversicherer selbst. Ein Sprecher der Saarbrücker Kasse IKK Südwest sagte unserer Zeitung, die Gebühr habe sich als Steuerungselement bewährt. Eine Abschaffung sei deshalb "nicht sinnvoll".

Der Gesundheitsexperte der SPD, Karl Lauterbach, plädiert derweil für eine Beitragsreform. "Würde der Einheitsbeitrag abgeschafft, dann könnte jede Kasse wieder für sich selbst einen Beitragssatz festlegen", sagte er im SZ-Interview. Dann würden mehr als 50 der rund 140 Kassen den Beitrag sofort senken. , Bericht afp/dpa/red

Hintergrund

Die Beschäftigten im Saarland waren voriges Jahr im Schnitt 14 Tage krankgeschrieben. Das war nach Angaben der Techniker Krankenkasse ein neuer Rekordwert in diesem Jahrtausend. Die Zahl der Fehltage lag deutlich über dem Bundesschnitt von 12,8 Tagen. Die längsten Fehlzeiten verursachten Muskel- und Skelettkrankheiten. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort