Romney greift zur Krone

Washington. Offiziell erhält Mitt Romney die Krone als Spitzenkandidat der US-Republikaner erst in der letzten Augustwoche auf dem Nominierungsparteitag in Tampa (Florida)

Washington. Offiziell erhält Mitt Romney die Krone als Spitzenkandidat der US-Republikaner erst in der letzten Augustwoche auf dem Nominierungsparteitag in Tampa (Florida). Doch nach seinem fünffachen Vorwahl-Sieg ließ der Präsidentschaftsbewerber am Dienstagabend in seiner Rede im Bundesstaat New Hampshire keine Zweifel mehr daran, dass er sich selbst bereits jetzt schon als Vertreter der "Grand Old Party" sieht - und sich für das Wahlduell mit Barack Obama gerüstet glaubt. Zwar hat der Multimillionär noch nicht die Zahl von 1144 Delegierten erreicht, die für den Gewinn der Vorwahlen nötig sind. Doch Experten erwarten, dass er diese Grenze bald überschreiten wird."Ein besseres Amerika" versprach Romney seinen begeisterten Fans, nachdem die Erfolge in New York, Pennsylvania, Rhode Island, Connecticut und Delaware feststanden. Romneys ärgster Widersacher Rick Santorum hatte bereits vor 14 Tagen das Handtuch geworfen. Newt Gingrich will sich laut Medienberichten ebenfalls zurückziehen, Ron Paul ist weit abgeschlagen. Dieser wertet die jüngsten Vorwahl-Resultate mit Stimmen-Ergebnissen von bis zu 67 Prozent dann auch als Bestätigung für seinen Alleinvertretungs-Anspruch: Der Wähler habe ihm "große Ehre und ernsthafte Verantwortung" gegeben, und nun werde man am 6. November gewinnen. In dieser Nacht, so Romney, ende die Enttäuschung über die Obama-Jahre. Obama habe bei der Führung des Landes versagt und vertrete eine "fehlerhafte Vision", unter der die Menschen leiden würden, so Romney.

Nicht nur die Vorwahl-Resultate, sondern auch Umfragen zeigen mittlerweile, dass sich Amerikas Konservative mit dem früheren Gouverneur von Massachusetts als Präsidentschaftskandidaten abgefunden haben, auch wenn vor allem der fundamentale rechte Flügel ihn weiter verdächtigt, allzu liberale Positionen zu vertreten. Das Gallup-Institut meldete, dass Romney derzeit von 88 Prozent der Republikaner unterstützt wird. Andere Untersuchungen weisen jedoch auf klare Schwächen des Republikaners im direkten Duell mit Obama hin, hinter dem er landesweit knapp in der Gunst der Wahlberechtigten zurückliegt. Vor allem Frauen und Bürger lateinamerikanischer Abstammung tendieren weiter zum Amtsinhaber.

Meinung

Obamas Pfunde zum Wuchern

Von SZ-MitarbeiterFriedemann Diederichs

Mitt Romney hat ein "besseres Amerika" versprochen. Doch geht es dem Land tatsächlich so schlecht, dass es von Romney "gerettet" werden muss? Die Pflanze des Aufschwungs blüht zwar nur in ihren Anfängen - doch immerhin, sie hat zu blühen begonnen. Und selbst wenn Obamas innenpolitisches "Jahrhundertwerk", die Gesundheitsreform, die derzeit laufende Prüfung durch den Obersten Gerichtshof nur in Teilen überlebt: Sie wird langfristig dazu führen, dass weniger Versicherte abgelehnt werden können und die explodierenden Behandlungskosten gedeckelt werden. Das sind positive Dinge, die Romney gerne verschweigt. Doch Obama wird mit diesen Pfunden zu wuchern wissen - und hat weiter gute Chancen auf eine zweite Amtszeit.

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