Retter Schulz unter Wasser

Weil die Landtagswahlen dieses Frühjahrs Vorwahlen für den großen Bundes-Urnengang im Herbst sind, sind sie Stimmungstests. Und für die SPD ein Stimmungskiller. Das Schlimmste für die Genossen: Es gibt keine Erklärung und also auch keine Gegenstrategie. Nichts, wo man ansetzen könnte. SPD-Ministerpräsident Torsten Albig zum Beispiel hat in Schleswig-Holstein wenig falsch gemacht. Dem Land geht es gut. Und trotzdem siegt ein 43-jähriger CDU-Nobody, Daniel Günther, trotzdem schießen Union und sogar die FDP nach oben.

Falls die SPD nächsten Sonntag auch Nordrhein-Westfalen verlieren sollte, was nicht mehr unwahrscheinlich ist, kommt Kanzlerin Merkel auch im Schlafwagen an ihre vierte Amtszeit. Und Herausforderer Schulz, von dem es vor kurzem noch hieß, er könne übers Wasser laufen, strampelt nun gegen den Untergang, wie seit 2009 alle SPD-Kanzlerkandidaten. Immerhin, die AfD ist erneut nicht so stark wie gedacht. Es scheint tatsächlich möglich zu sein, sie aus dem Bundestag herauszuhalten.

Was ist aus all dem zu analysieren? Rot-links-grüne Bündnisse sind derzeit im prosperierenden Deutschland wenig attraktiv. Attraktiver sind bürgerlich-konservative Regierungen. Vielleicht, weil man ihnen eher glaubt, den wirtschaftlichen Wohlstand bewahren zu können. Und weil sie mehr Härte gegen innere Bedrohungen mitzubringen scheinen. Es müssen in Schleswig-Holstein auch viele Arbeiter für Union und FDP gestimmt haben, vielleicht sogar viele der Abgehängten. Für die SPD, die eigentlich wieder glaubhafter für soziale Gerechtigkeit werben konnte, ist das mehr als bitter.

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