Republikaner warnen vor Holocaust

Philadelphia/Columbus. Die E-Mail, die bei rund 75000 Wählern jüdischen Glaubens im US-Bundesstaat Pennsylvania vor dem Wochenende einging, war kurz gehalten - und deutlich. "Liebe Glaubensfreunde", hieß es, "jüdische Amerikaner dürfen am 4. November nicht die falsche Entscheidung treffen

Philadelphia/Columbus. Die E-Mail, die bei rund 75000 Wählern jüdischen Glaubens im US-Bundesstaat Pennsylvania vor dem Wochenende einging, war kurz gehalten - und deutlich. "Liebe Glaubensfreunde", hieß es, "jüdische Amerikaner dürfen am 4. November nicht die falsche Entscheidung treffen. Viele unserer Vorfahren ignorierten die Warnzeichen um 1930 und 1940 und begingen tragische Fehler." Dann wird das Schreiben, unterzeichnet vom "Republikanischen Komitee Pennsylvania für den Sieg 2008", noch präziser. Wer den außenpolitisch unerfahrenen Barack Obama John McCain vorziehe, riskiere damit angesichts der Bedrohungen Israels durch seine regionalen Nachbarn "einen zweiten Holocaust". Neun Tage vor der Wahlentscheidung wird immer rücksichtsloser um den Sieg in jenen Schlüsselstaaten gefochten, die für den Einzug ins Weiße Haus den Ausschlag geben können. Die jetzt in Pennsylvania praktizierte Wählermobilisierung sorgte für so heftige Proteste der Demokraten, dass sich ein Sprecher der Republikaner am Samstag zu Schadensbegrenzung und einer Entschuldigung genötigt sah. Der Verfasser der Mail, der langjährige konservative Berater Bryan Rudnick, habe den Text ohne Genehmigung der Parteiführung verschickt, man werde sich von ihm trennen. Rudnick allerdings behauptet, das grüne Licht seiner Führung gehabt zu haben. Demokraten sprechen unterdessen von der "schlimmsten Schmutzkampagne", die es in der Geschichte des Bundesstaates gegeben habe. Dass bei konservativen Veranstaltungen im ganzen Land immer wieder genüsslich formuliert wird, man müsse einen Sieg von "Barack Hussein Obama" verhindern, gehört ebenfalls zu einer Strategie, die angesichts der Führung des 47-jährigen Senators in den Umfragen vor allem Zweifel an dessen patriotischer Zuverlässigkeit wecken soll. Auch christlich-konservative Gruppen schalten sich verstärkt in den Wahlkampf-Endspurt ein. Die Gruppe "Focus on the Family" ("Auf die Familie konzentrieren") prophezeite jetzt in einem fiktiven "Brief aus dem Jahr 2012 in Obamas Amerika" folgende Szenarien: Ein von Demokraten dominierter Oberster Gerichtshof werde die Homo-Ehe absegnen und Pfadfinder dazu zwingen, mit schwulen Gruppenleitern im Zelt zu schlafen. Amerika werde neue schwere Terrorattacken erleben. Russland werde das Baltikum und Staaten wie Polen und die Tschechische Republik besetzen. Bürger über 80 würden nicht mehr in Krankenhäuser aufgenommen werden. Eine Sprecherin der Organisation hält derartige Attacken für durchaus zulässig: "Es mag wie ein Schreckensszenario aussehen. Aber für uns ist es realistisch." die

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