Religiöse Satire als Programm

Frankfurt · „Charlie Hebdo“ ist wegen seines beißenden Spotts bekannt. Immer wieder nahmen die Karikaturisten die Religionen ins Visier – keineswegs nur den Islam. Viel häufiger war die katholische Kirche die Zielscheibe.

Die französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo " erscheint seit 1992 in ihrer jetzigen Form. Der Name "Charlie" stammt von der Comicfigur Charlie Brown von den "Peanuts" und verweist auf die Ursprünge der Zeitschrift als Comic-Magazin, "Hebdo" ist die im Französischen geläufige Abkürzung für "hebdomadaire" (Wochenzeitschrift). Die wöchentliche Auflage liegt bei rund 140 000 Exemplaren. Charb, Wolinski, Cabu und Tignous, die beim Anschlag von Paris getötet wurden, gehörten zu den besten Karikaturisten Frankreichs. Die Zeitschrift sorgte bereits mehrfach mit Karikaturen des islamischen Propheten Mohammed für Schlagzeilen. So druckte sie 2006 die Mohammed-Karikaturen der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" nach und fügte eigene hinzu. Weitere Zeichnungen des Propheten erschienen im November 2011, im September 2012 und im Januar 2013. Der Chefredakteur der Zeitschrift, Stéphane Charbonnier verwahrte sich 2013 gegen Vorwürfe, sein Blatt sei islamfeindlich oder wolle Muslime provozieren. Es habe in 20 Jahren nur drei Ausgaben mit Mohammed-Karikaturen gegeben, sagte Charbonnier, der als Zeichner das Kürzel "Charb" verwendete, damals. Wer Kritik an der Zeitschrift üben wolle, müsse sich alle 1076 Ausgaben anschauen. "Wie oft haben wir den Papst und die katholische Kirche karikiert?", fragte er. Die Zeitschrift habe bereits 14 Prozesse mit "rechtsextremen Katholiken" geführt. Nach einem Mohammed-Titel im November 2011 wurde ein Brandanschlag auf die Redaktionsräume verübt. Verletzt wurde damals niemand.

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