Reich, männlich, knallhart

Er zog lauthals für Arbeiter und Abgehängte zu Felde, und er wollte "Washingtons Sumpf trockenlegen". Sein Kabinett spickt Donald Trump indes mit Super-Reichen. Die Wall Street hat er im Wahlkampf beschimpft, in seine Regierung holt er aber aktive und ehemalige Investmentbanker . Dazu addiert er alte Freunde, Großspender und Ex-Rivalen. Einen einzigen Afro-Amerikaner. Bisher nur drei Frauen. Dafür reichlich Männer, die einst hochdekorierte Uniformen trugen.

"Dieses Kabinett ist eine Parodie. Weiße, ältere Männer, die alle irgendwas leiten", sagt der Journalist George Packer, Autor von "Die Abwicklung", einem hellsichtigen Buch über die USA der Gegenwart. Das Kernmerkmal dieser Regierung sei Unberechenbarkeit.

Drei Posten hat Trump - dessen Wahlsieg nun auch die Neuauszählung der Stimmen im Bundesstaat Wisconsin nochmals bestätigt hat - an pensionierte Generäle vergeben. Eine schleichende Militarisierung? "Wenn das in einem Entwicklungsland passieren würde, würden die USA als globaler Verfechter der Demokratie davor warnen", schreibt Gordon Adams, emeritierter Professor der American University, in der "New York Times". Militärs hätten eine andere Weltsicht. "Ihre Erfahrung hat in ihnen etwas hervorgebracht, was manche Psychologen professionelle Deformation nennen: eine konditionierte Sicht auf die Welt, die strukturiert, hierarchisch, strategisch und operativ geprägt ist. Sie ist auf die Nutzung militärischer Gewalt fokussiert." Zivile Analysten und Diplomaten konzentrierten sich dagegen auf breitere Ansätze und Nuancen.

Was sich aus den bisher besetzten Positionen auch andeutet, ist eine Abwicklung. Die radikale Abkehr von den Errungenschaften der Ära Obama, in der auch Soziales, Klima, Frauenrechte, Gesundheit oder Pluralismus wichtig waren. Trumps Vizepräsident Mike Pence, schon im Wahlkampf fest an seiner Seite, ist ein noch härterer Ideologe als Trump. Mit Homosexuellen hat er Schwierigkeiten. Auch andere im Kabinett haben Probleme mit Gleichheit, mit Umweltschutz oder dem Sozialstaat.

Noch hat Trump nicht alle Posten nominiert - aber auch hier kursieren bereits Kandidaten, die ins Bild passen: knallhart, konservativ und meistens männlich.

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