Rebecca, Leonardo und die Bären

Berlin. Mit "Rebecca" von Alfred Hitchcock fing alles an. Am 6. Juni 1951 eröffnete der Thriller des britischen Meisterregisseurs im Titania-Palast die ersten Internationalen Berliner Filmfestspiele. Bald darauf sorgten Stars wie Sophia Loren und Rita Hayworth, Filmregisseure wie Billy Wilder und Federico Fellini für Aufsehen

Berlin. Mit "Rebecca" von Alfred Hitchcock fing alles an. Am 6. Juni 1951 eröffnete der Thriller des britischen Meisterregisseurs im Titania-Palast die ersten Internationalen Berliner Filmfestspiele. Bald darauf sorgten Stars wie Sophia Loren und Rita Hayworth, Filmregisseure wie Billy Wilder und Federico Fellini für Aufsehen. Sechs Jahrzehnte später freuen sich Filmfreunde aus aller Welt auf die 60. Auflage dieses großen Festivals, das vom 11. bis 21. Februar in der Bundeshauptstadt über die Bühne geht. "Die Geburtstagstorte aus nahezu 400 Filmen ist gebacken. Zünden wir die 60 Kerzen an", freut sich Festivaldirektor Dieter Kosslick auf die Jubiläums-Berlinale. Das Kino trotzt der Krise - und so ist trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen auch das weltweite Interesse an den Berliner Filmfestspielen ungebrochen: Zirka 19 000 Fachbesucher aus 136 Ländern, darunter etwa 4000 Journalisten, haben sich auch dieses Jahr wieder angemeldet. Die Berlinale ist ein Großereignis, aber auch ein Fest der Begegnung und Diskussionen. Mit jährlich etwa 270 000 verkauften Eintrittskarten gilt sie als größtes Publikumsfestival der Welt. Kunst und Geschäft, aber auch Party und Glamour liegen hier für elf Tage ganz dicht beieinander. Erwartet werden Stars wie Leonardo DiCaprio, Jeanne Moreau, ben Stiller, Gérard Depardieu, Sah Rukh Khan, Ewan McGregor und Jackie Chan. Das öffentliche Programm der Berlinale zeigt auch in diesem Jahr wieder fast 400 Filme aus vielen Genres, unterschiedlichen Formaten und Längen, die meisten laufen als Welt- oder Europapremiere. Im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses steht der Wettbewerb um den Goldenen und die Silbernen Bären. Außerdem gibt es weitere Sektionen mit einem jeweils eigenen Profil: Das Panorama setzt vor allem auf Independent- und Arthouse-Filme, die Sektion Generation wendet sich an ein junges Publikum, in der Perspektive Deutsches Kino werden Neuentdeckungen aus der heimischen Filmlandschaft gezeigt. Das Forum, das seinen 40. Geburtstag feiert, wirft einen Blick auf weiter entfernte Filmländer und experimentelle Formen, in den Berlinale Shorts geht es um die Erkundung filmischer Möglichkeiten. Zur Eröffnung der 60. Berlinale läuft im Wettbewerb der chinesische Film "Tuan Yuan" von Quanan Wang, der 2007 mit "Tuyas Hochzeit" den Goldenen Bären gewann. Diesmal erzählt er von der Tragödie der Teilung eines Landes und von einer großen Liebe, die jede Trennung übersteht, egal wie lange sie dauert. 19 weitere Filme konkurrieren im Wettbewerb um die begehrten Bären, darunter auch drei Produktionen aus Deutschland. Vom Max-Ophüls-Preis in den Berlinale-Wettbewerb: Dieser Traum ist für Benjamin Heisenberg in Erfüllung gegangen. Der aus Tübingen stammende Filmemacher gewann mit seinem Kinoerstling "Schläfer" 2006 den Hauptpreis in Saarbrücken, jetzt ist er mit seinem zweiten Werk in Berlin im internationalen Programm dabei. "Der Räuber" beruht auf einer wahren Begebenheit und zeichnet das Porträt eines ungewöhnlichen Mannes: Johann Rattenberger ist erfolgreicher Marathonläufer - und professioneller Bankräuber. Oskar Roehler, 1959 in Starnberg geboren, ist nach 2003 ("Der alte Affe Angst") und 2006 ("Elementarteilchen") bereits zum dritten Mal im Wettbewerb dabei. "Jud Süß - Film ohne Gewissen" erzählt die Geschichte eines Schauspielers, der im Dritten Reich mit den Machthabern paktiert, die Hauptrollen spielen Tobias Moretti, Moritz Bleibtreu und Martina Gedeck. Als Überraschungskandidat aus Deutschland wurde der Abschlussfilm des deutsch-afghanischen Regisseurs Burhan Qurbani, Diplomand der Filmakademie Baden-Württemberg, eingeladen. "Shahada" ist ein episodisch angelegter Film, der von drei jungen Muslimen in Deutschland erzählt. Alle drei geraten während des Fastenmonats Ramadan in existentielle Krisen. In die Bären-Konkurrenz gehen auch die neuen Filme von Roman Polanski ("Der Ghostwriter" mit Ewan McGregor und Pierce Brosnan), Michael Winterbottom ("The Killer Inside Me") und Benoit Delpine ("Mammuth") mit Gérard Depardieu. Die Preise vergibt eine internationale Jury unter dem Vorsitz des deutschen Regisseurs Werner Herzog. Mit Spannung erwartet wird die Galavorstellung von Fritz Langs Stummfilmklassiker "Metropolis" (Deutschland 1927). 83 Jahre nach der Uraufführung ist er erstmals in der restaurierten Originalfassung zu sehen. Zum ersten Mal überhaupt im Kino läuft "Welt am Draht" von Rainer Werner Fassbinder, eine 1973 für das Fernsehen entstandene Produktion, in der es um einen Supercomputer geht, der eine ganze Welt künstlich erschaffen kann. Die Berlinale-Hommage ist diesmal zwei deutschen Filmkünstlern gewidmet: der Schauspielerin Hanna Schygulla und dem Autor und Regisseur Wolfgang Kohlhaase.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort