Ramelows Hoffen und Bangen

Erfurt · In Thüringen könnte die CDU in jedem Fall ihre Koalition mit der SPD fortsetzen. Die Linke hofft jedoch auf ein rot-rot-grünes Bündnis unter ihrer Führung. Damit würde sie zum ersten Mal einen Ministerpräsidenten stellen.

Für die Landespolitiker in Thüringen ist Bodo Ramelow kein einfacher Partner. Er sei "aufbrausend und selbstverliebt", schimpft die SPD-Spitzenkandidatin Heike Taubert über ihren Kollegen von der Linkspartei, der so gerne Ministerpräsident des Freistaates werden möchte. Bei der Landtagswahl gestern kam die Linke mit ihrem ehrgeizigen Frontmann zwar auf ein gutes Ergebnis, doch es ist denkbar knapp. Dennoch hofft der forsche Ramelow, es als erster Linken-Politiker auf den Sessel eines Ministerpräsidenten zu schaffen. Thüringen könne "parlamentarische Geschichte schreiben", sagte er am Abend. Das hängt vor allem von seinen potenziellen Koalitionspartnern ab. Die Linke verbesserte sich auf 28,2 Prozent, ein Bündnis von Linken, SPD und Grünen war jedoch ungewiss. Möglich ist auf jeden Fall eine neue CDU /SPD-Koalition unter Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU ).

Mit dem aus Westdeutschland stammenden Ramelow will die Linke den Spagat zwischen Regieren einerseits und Protestieren gegen die Sozialpolitik von Schwarz-Rot anderseits bewältigen. Ramelow sei ebenso "staatstragend und pragmatisch" wie "kämpferisch", beschreibt Bundesparteichefin Katja Kipping den derzeit wohl wichtigsten Landespolitiker der Linken. Und die Partei hofft, mit Ramelow endlich im Bundesrat mehr Gewicht zu haben, wo sie derzeit nur durch Rot-Rot in Brandenburg vertreten ist. Es solle ein "roter Gürtel um das schwarze Bundeskanzleramt " gelegt werden, lautet Kippings Ziel. Zu den Negativ-Schlagzeilen, die die Bundes-Linke immer mal wieder macht, meint Ramelow: "Das ist hier kein Thema." Ohnehin hat der 1956 in Niedersachsen geborene Ramelow dem Berliner Polit-Betrieb selbst schon lange den Rücken gekehrt.

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