Proteste gegen Finanzsystem schwappen auf Europa über

New York/Frankfurt. In knapp 1000 Städten in über 80 Ländern soll an diesem Samstag für ein gerechteres Finanzsystem demonstriert werden. Inspiriert von der US-Bewegung "Occupy Wall Street" ("Besetzt die Wall Street!") sind auch Protestmärsche in rund 50 deutschen Städten geplant

New York/Frankfurt. In knapp 1000 Städten in über 80 Ländern soll an diesem Samstag für ein gerechteres Finanzsystem demonstriert werden. Inspiriert von der US-Bewegung "Occupy Wall Street" ("Besetzt die Wall Street!") sind auch Protestmärsche in rund 50 deutschen Städten geplant. Zur wohl größten Kundgebung vor der Europäischen Zentralbank in Frankfurt werden 1500 Menschen erwartet. In Berlin wollen die Aktivisten vom Roten Rathaus zum Kanzleramt marschieren. Weitere Demonstrationen soll es in Köln, München, Hamburg, Hannover und Stuttgart geben. Im Saarland ist keine größere Aktion geplant.Hinter dem Aktionstag stehen unter anderem das globalisierungskritische Netzwerk Attac und eine international aktive Studentengruppe aus Spanien. "Wir sind nicht gewillt, der Profitgier und dem skrupellosen Wachstum zugunsten einer winzigen Elite weiter zuzusehen", lautet eine der Botschaften der Demonstranten.

Ökonomen und Politiker in Deutschland unterstützen die Anti-Banken-Proteste. Das Unbehagen über die Auswüchse auf den Finanzmärkten habe inzwischen die Mitte der Gesellschaft erreicht, sagte der Direktor des Instituts zur Zukunft der Arbeit, Klaus Zimmermann. Die Politik müsse dies ernst nehmen. Vertreter von CDU, SPD und Grünen zeigten ebenfalls Verständnis. "Die Steuerzahler lassen Dampf ab, wenn Banken erneut auf ihre Kosten gerettet werden müssen", erklärte der finanzpolitische Sprecher der Union, Klaus-Peter Flosbach (CDU). "Occupy Wall Street" begann vor wenigen Wochen als kleine Protestbewegung in New York. Dort kam es gestern rund um den von hunderten Banken-Kritikern besetzten Zuccotti-Park zu Zusammenstößen mit der Polizei. Etliche Aktivisten wurden festgenommen. dpa/epd/afp

Hintergrund

Fast drei Viertel der Bundesbürger wünschen sich stärkere Kontrollen der Banken durch die EU. Dass die bestehenden Regeln ausreichen, glauben nur 15 Prozent, ergab das am Freitag veröffentlichte ZDF-Politbarometer. Sogar 78 Prozent vertreten die Meinung, Banken hätten zu starken Einfluss auf die Politik. Eine Finanztransaktionssteuer, also eine Steuer auf den Handel mit Wertpapieren, befürworten 56 Prozent der Befragten, 31 Prozent sind dagegen. dapd

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