Protest von Millionen Ägyptern bringt Regime ins Wanken

Kairo/Berlin. Der friedliche Protest von Millionen Menschen und ein Zusammenrücken der Opposition könnten in Ägypten ein neues Zeitalter einläuten. Gestern demonstrierten allein in Kairo bis zu zwei Millionen Menschen gegen den seit 30 Jahren regierenden Staatschef Husni Mubarak. Auch in anderen Städten wie Alexandria oder Ismailija forderten Zehntausende einen Neuanfang

Kairo/Berlin. Der friedliche Protest von Millionen Menschen und ein Zusammenrücken der Opposition könnten in Ägypten ein neues Zeitalter einläuten. Gestern demonstrierten allein in Kairo bis zu zwei Millionen Menschen gegen den seit 30 Jahren regierenden Staatschef Husni Mubarak. Auch in anderen Städten wie Alexandria oder Ismailija forderten Zehntausende einen Neuanfang. Und der Protest zeigt offenbar Wirkung: Nach Informationen des Nachrichtensenders Al-Arabija will Mubarak im September auf eine weitere Amtszeit verzichten. Er wolle seine Absicht zügig bekanntgegeben, hieß es am späten Abend.

Die Opposition hatte sich zuvor auf einen gemeinsamen Forderungskatalog geeinigt, der neben Mubaraks Rücktritt die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit beinhaltet. Oppositionsführer Mohammed El Baradei hatte Mubarak aufgerufen, bis spätestens Freitag zurückzutreten. Der Friedensnobelpreisträger erklärte, er wünsche dem Staatschef einen "würdevollen Abgang". Auch rund 50 Menschenrechts-Organisationen forderten in einer Erklärung, Mubarak müsse "sich zurückziehen, um ein Blutbad zu verhindern".

Die Armee, die am Montag Schüsse auf friedliche Demonstranten ausgeschlossen hatte, hielt sich gestern im Hintergrund. In Kairo kontrollierten Soldaten zwar die Taschen der Demonstranten, lächelten ihnen aber zu.

Seit Dienstag vergangener Woche waren bei den schweren Protesten nach Angaben der Vereinten Nationen deutlich mehr Menschen ums Leben gekommen, als bislang vermutet worden war. Berichten zufolge soll es 300 Tote und mehr als 3000 Verletzte gegeben haben, hieß es. Die Entwicklung sei "besorgniserregend".

Die großen deutschen Reiseveranstalter werden daher bis Mitte Februar keine Urlauber mehr nach Ägypten bringen. Die Reiseverträge werden von den meisten Anbietern aktiv gekündigt, teilte der Deutsche Reiseverband mit. Das bedeutet, dass Abflüge gestrichen werden und betroffene Urlauber ihr Geld zurückbekommen. Mit der Entscheidung reagiert die Branche auf die erneute Verschärfung der Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes, das nun dringend von Reisen nach Ägypten abrät. Das schließe auch die Touristengebiete am Roten Meer mit ein, hieß es. > Seite A 3 und B 1: Berichte, A 4: Meinung dpa/afp

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