Promis im Einsatz für Merkel & Co.

Berlin · Voller Stolz hat die Union eine lange Liste bekannter Unterstützer für Kanzlerin Merkel präsentiert. Auch die anderen Parteien erhoffen sich im Wahlkampf Zuspruch von Prominenten. Ob's hilft, ist allerdings fraglich.

Promis vor. Dass der Wahlkampf in den Endspurt geht, merkt man auch daran, dass sich die Parteien nun mit Stars und Sternchen schmücken. Anders als in Amerika spielen Prominente hierzulande in der Politik zwar keine große Rolle, ihr Einsatz als Wahlkampfhelfer soll die Wähler aber doch beeindrucken. Die Union veröffentlichte daher gestern voller Stolz eine lange Liste bekannter Menschen, die alle Angela Merkel gut finden. Und in den nächsten Wochen, so die Parteizentrale mysteriös, würden sich noch weitere berühmte Unterstützer zu Wort melden. Bei manch einem Merkel-Promi-Fan stellt sich allerdings schon die Frage: Wer war das noch mal?

Sascha Hehn zum Beispiel ist dabei, einst TV-Doktor in der "Schwarzwaldklinik", dann engagiert auf dem "Traumschiff". Und jetzt? Jetzt findet er die Kanzlerin gut, "weil sich Deutschland in der heutigen Zeit nur die Beste an der Spitze des Staates leisten kann". Schön formuliert, die SPD sieht das anders. Für Designer Wolfgang Joop repräsentiert die CDU-Chefin sogar "ein Deutschland, in dem man gern zuhause ist". Fernsehlegende Uschi Glas findet die Amtsinhaberin gleichermaßen toll, weil sie für "Besonnenheit statt Hyperaktivität" stehe. Ebenfalls auf der Liste stehen der Ex-Kicker Hansi Müller und der Schauspieler Heiner Lauterbach. Er verkündet: "Ich stimme für Angela Merkel, weil ich ihr vertraue." Das kann Udo Walz nur unterschreiben. Allerdings ist es hier umgekehrt: Merkel vertraut den Künsten des Promi-Friseurs.

Viele Experten glauben jedoch, dass sich der Einsatz von mehr oder weniger bekannten Zeitgenossen für die Parteien kaum lohnt. Zumal die Zeiten vorbei sind, wo hochkarätige Intellektuelle, Literaten oder Schauspieler zusammen mit einer Partei einen gesamtgesellschaftlichen Aufbruch forcieren wollen. Bei der SPD will man noch nicht damit rausrücken, wer in der heißen Phase für Peer Steinbrück werben wird. Einige Promis haben sich aber bereits vorgewagt - und sie sind dann doch jungendkompatibler als die meisten Unions-Sternchen. So wird der Comedian Ingo Appelt wohl sein Kreuz bei der SPD machen, er ist Parteimitglied und ein guter Kumpel vom Vorsitzenden Sigmar Gabriel. Auch Schlagerbarde Roland Kaiser ("Santa Maria") ist SPD-Freund und ganz eng mit Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier. Eine gewisse Sympathie für die Genossen kann man auch Sängerin Nena unterstellen und den "Prinzen".

Bei den Grünen heißt es, es gebe viele Künstler, die sich für den rot-grünen Wechsel stark machen wollten. Dazu zählten die Schauspielerin Jasmin Tabatabei, der Schriftsteller Feridun Zaimoglu, die Sängerin Nina Hagen und der Sänger Peter Fox ("Haus am See"). Die Liberalen halten sich mit ihrem Promifaktor noch bedeckt. Als Fans der FDP outeten sich in der Vergangenheit aber der Schauspieler Sky DuMont und der Schlagerbarde Bernhard Brink. Bei der Linken steht hingegen fest, wer sie gut findet: die Darsteller Renan Demirkan, Rolf Becker und Peter Sodann, der Präsidentschaftskandidat der Partei war, haben einen Wahlaufruf für die Linke unterzeichnet. Genauso wie Katja Ebstein. Ein Hit der Sängerin hieß übrigens: "Wunder gibt es immer wieder" - was auch als Wahlkampf-Slogan gehen würde.

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