Finanzaffäre beim Landessportverband Klaus Meiser macht beim LSVS den Weg für den Neuanfang frei

Saarbrücken · Von Michael Jungmann und Mark Weishaupt

Der Rücktritt des angeschlagen Präsidenten beim krisengeschüttelten Landessportverband (LSVS) kam nicht überraschend. Nur die Art und Weise, wie der lange Zeit populäre CDU-Politiker nach seinem Rücktritt vom Amt des Landtagspräsidenten jetzt auch beim LSVS das Handtuch warf, war für Klaus Meiser eher ungewöhnlich. Über seinen Verteidiger Professor Guido Britz ließ er seinen Verzicht auf das Amt an der Spitze des Saarsports kurz und bündig mitteilen. Britz sagte gegenüber unserer Zeitung: „Der Druck auf meinen Mandanten war enorm hoch. Aus persönlichen Gründen und im Interesse des LSVS stellt er jetzt sein Amt zur Verfügung.“ Meiser macht damit den Weg für einen Neuanfang an der Spitze des Saarsports frei. Der CDU-Politiker zog Konsequenzen aus dem Mitte Dezember 2017 öffentlich gewordenen LSVS-Finanzskandal. Die Dachorganisation des Saarsports (2100 Sportvereine und 370♦000 Mitglieder) hat über Jahre hinweg viel mehr Geld ausgegeben, als ihr zur Verfügung steht. Insbesondere wegen der Kosten für die Hermann-Neuberger-Sportschule steht die Körperschaft des öffentlichen Rechts finanziell auf der Kippe.

Ein so genannter Konsolidierungsberater kümmert sich auf Druck der Rechtsaufsicht beim Innenministerium um einen Kassensturz. Rechtsanwalt Michael Blank aus Völklingen beziffert das jährliche strukturelle Defizit des LSVS auf 2,5 Millionen Euro. Auch die Verbindlichkeiten, die der LSVS gegenüber der Sportplanungskommission hat, sind laut Blank deutlich höher. Bisher war hier die Summe von 4,1 Millionen Euro bekannt, Blank beziffert sie jetzt auf 8,5 Millionen Euro. Die Liquidität des Verbandes ist nur noch zwei Monate gesichert. Und dies bei einem kurzfristigen Investitionsbedarf für Sanierung und Unterhalt der Immobilien von 6,7 Millionen Euro.

Gegen Meiser und alle Mitglieder seines Präsidiums ermittelt seit Monaten die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf Untreue. Mit einer Ausnahme gilt dies auch wegen möglicher Vorteilsgewährung. Neue Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und ein Kuriosum rund um seinen Heimatverein, die Spvgg Quierschied, brachten wohl das Fass zum Überlaufen. Der Fußball-Club hatte 2015 und 2017 zwei Trainingslager an der Sportschule bezogen. Der stellvertretende LSVS-Hauptgeschäftsführer F. soll veranlasst haben, dass dem Verein nicht alle Kosten berechnet wurden. Meiser ist bei der Spvgg Quierschied zweiter Vorsitzender.

Durch die neuen Zahlen und Enthüllungen war der Druck auf Meiser erneut gestiegen. Erstmals hatte der Koalitionspartner SPD öffentlich den Rücktritt von Meiser und dessen Präsidiumskollegen gefordert. Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) hatte für einen „raschen Neuanfang, unabhängig von der Frage der Verantwortlichkeiten“ gefordert. Derweil gibt es innerhalb der CDU wohl bereits Stimmen, die darauf drängen, dass Meiser sein Landtagsmandat niederlegt.

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