Polizei stochert im Fall Mannichl im Nebel

Passau. Rund zwei Wochen nach dem Messerattentat auf den Passauer Polizeidirektor Alois Mannichl (Foto: dpa) kann die Polizei bei den Ermittlungen kaum Erfolge aufweisen. Im Gegenteil: Die 50-köpfige Sonderkommission musste vier zunächst festgenommene Verdächtige wieder laufen lassen

Passau. Rund zwei Wochen nach dem Messerattentat auf den Passauer Polizeidirektor Alois Mannichl (Foto: dpa) kann die Polizei bei den Ermittlungen kaum Erfolge aufweisen. Im Gegenteil: Die 50-köpfige Sonderkommission musste vier zunächst festgenommene Verdächtige wieder laufen lassen. Trotz enormen Ermittlungsaufwands konnte den drei Männern und einer Frau im Alter von 22 bis 33 Jahren nichts nachgewiesen werden.

Der Verdacht, dass es sich bei dem Verbrechen um einen Racheakt von Neonazis handelt, konnte bisher ebenfalls nicht untermauert werden. Auch wenn die "Soko Fürstenzell" immer neue Personenbeschreibungen von möglichen Komplizen veröffentlicht, entsteht mittlerweile der Eindruck, dass die Ermittler im Nebel stochern. Dabei hat der Fall Mannichl nicht nur in ganz Deutschland für Schlagzeilen gesorgt, sondern auch im Ausland. Nachdem besonders CSU-Politiker eine neue Dimension von rechtsextremistischen Gewalttaten sahen, standen die Passauer Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei enorm unter Druck. Entsprechend wurde die Sonderkommission flugs von 20 Beamten auf 50 aufgestockt - für einen versuchten Mord eine ungewöhnlich hohe Zahl.

Nach den dürftigen Ergebnissen soll die Passauer Fahndungsgruppe nach Informationen des Magazins "Focus" nun sogar aufgelöst werden. Das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) solle den Fall neu aufrollen, berichtet das Blatt. Von den Behörden war dazu am Wochenende keine Bestätigung zu bekommen.

NPD-Drohungen im Internet

Der 52-jährige Polizeichef war am 13. Dezember vor seinem Reihenhaus in Fürstenzell nahe Passau niedergestochen und schwer verletzt worden. Mannichl selbst berichtete seinen Kollegen, dass der Täter ihn als "linkes Bullenschwein" beleidigt und etwas vom "nationalen Widerstand" gefaselt habe. Diese Naziparole und die Beschreibung des Messerstechers als glatzköpfigen 1,90-Meter-Mann ist für die Polizei bisher das wesentliche Indiz dafür, dass es sich um das Verbrechen eines Rechtsextremisten handeln könnte. Zudem war Mannichl wegen seines konsequenten Einschreitens gegen Neonazi-Aufmärsche im Internet von der NPD und anderen Rechtsextremisten verunglimpft worden.

Die neuen Fahndungsbilder lassen nun aber keine klare Linie bei den Ermittlungen mehr erkennen. Die Fahnder suchen demnach eine Gruppe von vier Männern und einer Frau, die am Tattag in der Heimatgemeinde Mannichls gesehen worden sein soll. Zwei Phantomzeichnungen zeigen die etwa 20 Jahre alte, langhaarige Frau und einen etwa gleichaltrigen Mann mit Hahnenkamm-Frisur. Die Polizei wies darauf hin, dass es sich nicht unbedingt um Rechtsextremisten handeln muss: Sie könnten "auch im Punker- oder Rockermilieu, aber auch in der Gothic-Szene" beheimatet sein, hieß es. Dass am Samstag erneut in Fürstenzell rund 20 Ermittler Anwohner befragten, lässt ebenfalls vermuten, dass die Kripo kaum konkrete Spuren hat.

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