Piraten lassen Traumurlaub zum Alptraum werden

Nairobi. Als Risikotouristen oder Abenteuerurlauber dürften sich die Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes in der Regel nicht fühlen

 Das italienische Kreuzfahrtschiff "MSC Melody" war am Samstagabend Ziel eines Piratenangriffs. Foto: dpa

Das italienische Kreuzfahrtschiff "MSC Melody" war am Samstagabend Ziel eines Piratenangriffs. Foto: dpa

Nairobi. Als Risikotouristen oder Abenteuerurlauber dürften sich die Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes in der Regel nicht fühlen. Schließlich sind diejenigen, die sich eine kostspielige Seereise auf den Weltmeeren gönnen, in der Regel mehr an Erholung, gemütlichem Bordleben und geführten Landgängen interessiert, als in den entlegensten Gebieten der Welt unter Waffengewalt Land und Leute näher kennenzulernen. Für die rund tausend Passagiere an Bord des italienischen Kreuzfahrtschiffes "MSC Melody", unter ihnen auch 38 Deutsche, wurde der Traumurlaub im Indischen Ozean nun zum unliebsamen Abenteuer. Auf dem Weg ins jordanische Akaba wurde ihr Schiff am Samstagabend 330 Kilometer von den Seychellen entfernt von Piraten angegriffen.

Anders als für die mehr als 300 Seeleute aus aller Welt, die sich derzeit an der somalischen Küste in der Gewalt von Piraten befinden, endete der Angriff für die Urlauber und die rund 500 Besatzungsmitglieder glimpflich. An der "Melody" entstand nur Sachschaden, als die Seeräuber von ihrem Schnellboot aus Kalaschnikow-Maschinenpistolen abfeuerten. Sicherheitskräfte konnten die Seeräuber in die Flucht schlagen, unter anderem mit dem Einsatz von Feuerlöschern.

Ein Militärschiff der internationalen Armada im Golf von Aden soll die Melody nun eskortieren und vor weiteren Angriffen schützen. Denn das eigentliche Risikogebiet vor der somalischen Küste ist noch rund 1100 Kilometer entfernt. Die bewaffneten Sicherheitskräfte waren vermutlich mit Blick auf den gefährlichen Streckenabschnitt entlang des Golfs angeheuert worden. Seit der Häufung der Überfälle vor der somalischen Küste boomt das Geschäft für die Sicherheitsfirmen, die für Schutz an Bord von Schiffen sorgen sollen.

Doch längst haben die Piraten ihr Operationsgebiet ausgedehnt. Schon mehrfach kaperten sie Schiffe, die mehrere hundert Kilometer von der somalischen Küste entfernt waren. Denn haben sie ein Schiff erst einmal in ihrer Gewalt, müssen die Kommandeure der Kriegsschiffe zwischen der Gefährdung des Lebens der Besatzung und den Chancen einer Befreiungsaktion abwägen, wenn die Piraten mit ihren Geiseln und Beute Kurs auf die Hafenstädte in der nordsomalischen Region Puntland nehmen, wo schon mehr als ein Dutzend gekaperter Schiffe zum Teil seit Monaten vor Anker liegt.

Allein im vergangenen halben Jahr kam es bereits mehrfach zu Angriffen auf Kreuzfahrtschiffe. Im Dezember verfolgten zwei verdächtige Schnellboote das deutsche Kreuzfahrtschiff "MS Astor". Zu einer Konfrontation kam es jedoch nicht, denn die deutsche Fregatte "Mecklenburg-Vorpommern" bezog schützend Position zwischen dem Kreuzfahrtschiff und den Booten.

Je näher die Reise die Passagiere der "Melody" in den kommenden Tagen an den Golf von Aden führt, desto größer dürfte die Nervosität sein. Alternativrouten ins Mittelmeer gibt es - abgesehen von der Route um das Kap - nicht. Eine militärische Eskorte dürfte allerdings die Piraten abschrecken.

 Das italienische Kreuzfahrtschiff "MSC Melody" war am Samstagabend Ziel eines Piratenangriffs. Foto: dpa

Das italienische Kreuzfahrtschiff "MSC Melody" war am Samstagabend Ziel eines Piratenangriffs. Foto: dpa

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