Brüsseler Signal Pflanzen-Gift Glyphosat vor baldigem Aus

Straßburg/Saarbrücken · Der Unkraut-Vernichter Glyphosat steht in der EU vor dem Aus bis 2022. Der Saar-Bauernverband kann damit leben. Er will Gen-Technik statt Herbizide.

 25SZ-Glyphosat-1sp.pdf

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Foto: SZ/Müller, Astrid

(dr/dpa/faa) Der auch im Saarland höchst umstrittene Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat in der Landwirtschaft könnte in wenigen Jahren ein Ende haben. Bei der weiteren Zulassung des nach Aussage von Kritikern möglicherweise krebs­erregenden Unkrautvernichters ruderte die EU-Kommission gestern zurück. Sie will das Mittel nicht mehr zehn, sondern nur noch fünf bis sieben Jahre in Europa auf dem Markt lassen, wie ein Sprecher sagte. Heute soll der zuständige Ausschuss der EU-Länder darüber beraten. Ob hier eine Entscheidung fällt, war gestern offen. Die jetzige Zulassung läuft Ende des Jahres aus.

Der Geschäftsführer des saarländischen Bauernverbandes, Hans Lauer, sagte gestern der SZ, mit der Verlängerung um fünf Jahre könnten die saarländische Landwirte „gut leben“. In dieser Zeit könne man Erkenntnisse darüber gewinnen, ob das Mittel tatsächlich schädlich sei. Allerdings sei eine schonende Bearbeitung des Bodens ohne die Bekämpfung von Unkraut nicht möglich.

Der Kurswechsel der EU-Kommission kam gestern nach einer Forderung des Europaparlaments, Glyphosat schrittweise bis 2022 zu verbieten und bis dahin nur unter Auflagen nutzen zu lassen. Dieser Beschluss ist nicht bindend, zeigt aber eine mögliche Kompromisslinie der Mitgliedsländer auf. Der Kommissionssprecher sagte, mit der neuen Linie folge man der Risikoeinschätzung des Europaparlaments. Ob unter den Mitgliedstaaten aber eine Mehrheit für oder gegen die weitere Zulassung ist, war zuletzt fraglich, unter anderem weil die nur noch amtierende deutsche Bundesregierung keine gemeinsame Position festgelegt hatte.

Der Beschluss des Europaparlaments bekam gestern viel Zustimmung von Glyphosat-Kritikern. So nannte der Bund für Umwelt und Naturschutz die Vorgaben der Parlamentarier richtungsweisend, auch wenn man sich ein schnelleres Verbot gewünscht hätte. „Glyphosat hat seine gesellschaftliche Akzeptanz verloren“, meinte der BUND. Die Hilfsorganisation „Brot für die Welt“ wertete den Parlamentsbeschluss als positives Signal auch für Entwicklungsländer, wo zehnmal mehr Glyphosat auf die Äcker gesprüht werde als in Deutschland.

Saar-Verbands-Geschäftsführer  Lauer sagte gestern der SZ außerdem, wenn, dann müsse Glyphosat weltweit verboten werden, weil sonst die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Bauern gefährdet wäre. Zugleich plädierte er dafür, die Möglichkeiten der Gen-Technik in zu nutzen, um weniger Herbizide auf den Feldern einsetzen zu müssen.

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