Peugeot-Mitarbeiter werden von Wegzug der Deutschland-Zentrale kalt erwischt

Saarbrücken. Fassungslosigkeit und Entsetzen gestern bei den rund 330 Beschäftigten in der Peugeot-Deutschland Zentrale in Saarbrücken-Güdingen. Schon am frühen Morgen trommelt Betriebsratschef Hans-Jürgen Kliebhan die Mitarbeiter zusammen

 Olivier Dardart, Markenvorstand Deutschland von Peugeot und Citroën, begründete den Wegzug von Peugeot nach Köln. Foto: Iris Maurer

Olivier Dardart, Markenvorstand Deutschland von Peugeot und Citroën, begründete den Wegzug von Peugeot nach Köln. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Fassungslosigkeit und Entsetzen gestern bei den rund 330 Beschäftigten in der Peugeot-Deutschland Zentrale in Saarbrücken-Güdingen. Schon am frühen Morgen trommelt Betriebsratschef Hans-Jürgen Kliebhan die Mitarbeiter zusammen. Über Nacht ist über die Medien durchgesickert, dass sich Peugeot nach 45 Jahren vom Saarland verabschiedet, um in Köln eine neue Deutschland-Zentrale der beiden Marken Peugeot und Citroën aufzubauen. Bloß: In der Belegschaft weiß noch keiner etwas von der in Paris getroffenen Entscheidung. Erst am Freitag sollten die Beschäftigten von Peugeot und Citroën auf Betriebsversammlungen in Saarbrücken und Köln über die künftige Strategie informiert werden.Kliebhan ist wütend: Den Betriebsräten und Arbeitnehmer-Vertretern sei immer wieder versprochen worden, sich mit eigenen Ideen und Vorschlägen zu einer neuen gemeinsamen Strategie von Peugeot und Citroën einzubringen. Doch aus der Mitarbeit sei bis heute nichts geworden. Der Markenvorstand Deutschland von Peugeot und Citroën, Olivier Dardart, erklärt am späten Nachmittag vor Journalisten, die Meldung über den Umzug nach Köln sei zu früh in die Medien gelangt. Sogar die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) sind von den Entscheidungen kalt erwischt worden. Obwohl beide der Peugeot-Familie in Paris ein Standortkonzept präsentiert haben, werden auch sie nicht rechtzeitig informiert. "Ich muss sagen: Das Verhalten von Peugeot gegenüber der Ministerpräsidentin und mir ist unmöglich. Wir sind nach Paris gefahren, wir haben ein attraktives Angebot vorgelegt, alles getan und hatten wohl keine faire Chance im Wettbewerb", kritisiert Charlotte Britz. Das Angebot sah unter anderem vor, die Peugeot- Immobilie über eine Landesgesellschaft zu kaufen und an Peugeot zurückzuvermieten. Das hätte dem Konzern schnell Geld in die Kasse gebracht, der wegen der Nachfragekrise nach Autos insbesondere in Südeuropa in finanzielle Engpässe geraten war und sich darum ein 800 Millionen Euro schweres Sparprogramm verordnet hatte. Im Zuge dessen wurde auch nach möglichst vielen strategischen Gemeinsamkeiten zwischen Peugeot und Citroën gesucht. Dabei wurde am Ende die Zusammenlegung der Firmenzentralen in Köln beschlossen. Beide Angebote aus Saarbrücken und Köln seien etwa gleich gut gewesen, sagt Dardart. Zu finanziellen Details der Angebote will er sich aber nicht äußern. Nur so viel: Der Konzernvorstand habe auch analysiert, ob man heute noch einmal ins Saarland als Einstieg auf den deutschen Markt gehen würde. Hier sei die Analyse negativ ausgefallen. Denn in Köln konzentrierten sich zahlreiche wichtige Automarken wie Renault, Ford, Toyota, Nissan und Volvo. Dort finde man auch mehr Käufer für die Autos und wichtige Importeure. Dann räumt Dardart ein, man wolle sowohl die Peugeot-Immobile in Saarbrücken als auch die von Citroën in Köln verkaufen und in der Rhein-Metropole einen neuen Standort aufbauen. Hier könnte der Hauptgrund für die Entscheidung liegen. Hat die Stadt Köln mit besonders attraktiven Konditionen für den Neubau des künftigen Standortes gelockt? Das Angebot soll zuletzt noch einmal nachgebessert worden sein.

Jetzt wird alles ganz schnell gehen. Schon am 1. September soll der Umzug beginnen. Man wolle möglichst viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Saarbrücken nach Köln mitnehmen. Doch man akzeptiere auch ihre freie Entscheidung, wenn sie dies nicht wollten, so Dardart.

In den kommenden Tagen beginnen die Gespräche. Vielen Mitarbeitern sind die Osterferien verdorben.

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