Pence beschwichtigt die EU und die Nato
Brüssel · Der Besuch von US-Vizepräsident Pence in Brüssel beruhigte EU und Nato. Und Präsident Trump bekennt sich klar zur Zusammenarbeit.
Donald Tusk war die Erleichterung nach dem Gespräch mit dem hohen Gast aus Washington anzumerken: "Das haben wir alle wirklich gebraucht", sagte der EU-Ratspräsident gestern nach dem Besuch des neuen US-Vizepräsidenten Mike Pence in Brüssel. Der war in Hauptquartiere von EU und Nato gekommen, um das Porzellan, das der neue Präsident während des Wahlkampfes zerschlagen hatte, wieder zu kitten. "Es ist mir eine Ehre, heute im Auftrag von Präsident Trump zu erklären, dass die USA sich der weiteren Zusammenarbeit und Partnerschaft mit der EU verpflichtet fühlen", betonte Pence gegenüber Tusk. Der hatte zuvor unterstrichen, dass die Position der Gemeinschaft klar sei: "Wir zählen, wie auch schon in der Vergangenheit, auf die volle und unmissverständliche - ich wiederhole: unmissverständliche - Unterstützung für die Idee eines vereinten Europas", sagte Tusk.
Wenig später musste sich der Amerikaner bei Kommissionschef Jean-Claude Juncker belehren lassen, dass die USA in Sachen Handel von der EU abhängig sei - "mehr als manche in den Vereinigten Staaten denken." Am Nachmittag hielt Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg dem Gast aus Washington vor, was die Europäer schon alles für den amerikanischen Partner leisten - bis hin zur Aktivierung des Beistandsversprechens nach den Anschlägen auf New York und Washington. Es waren selbstbewusste Europäer, die dem Vizepräsidenten da entgegentraten und der revanchierte sich mit einer weiteren Botschaft, auf die man so sehr gehofft hatte. "Ich darf Ihnen eine Botschaft von Präsident Trump übermitteln, die er mir eben hat zukommen lassen: Die USA stehen strikt zur Allianz und zu den europäischen Partnern." Nun durfte auch Nato-Generalsekretär Stoltenberg erleichtert aufschauen. Pence wiederholte nicht nur, was er schon bei der Münchner Sicherheitskonferenz gesagt hatte, er ergänzte den Satz "Europas Verteidigung braucht Europas Verantwortung" durch entscheidende Worte: "wie auch unsere Verantwortung." Amerika ist also wieder mit im Boot. Und das werde der US-Präsident auch selbst noch einmal unterstreichen, wenn er im Mai zum Gipfel der Nato-Partner nach Brüssel komme. Es sei eine "historische Allianz", betonte Pence und ließ dann den Besuch, der so viel Verunsicherung beseitigte, auf unerwartete Weise ausklingen. Er habe in diesen Tagen das ehemalige KZ Dachau besucht. "Ich war 1977 schon einmal da, nun wollte ich, dass auch meine Tochter diesen Ort sieht." Ein damals 17-Jähriger habe ihm jetzt geschildert, was dort geschah und dass er am Tag der Befreiung gedacht habe: "Jetzt kommen endlich die Amerikaner." Pence: "Das hat mich zutiefst bewegt." Es sei eine historische Verpflichtung, dass die USA und die Nato als "starkes Bündnis" füreinander einstünden.