Partys, Luxuskarossen und Betrugsverfahren

Wellington. Er feierte ausschweifende Partys und fuhr mit gemieteten Ferraris nach Monaco, wenn er nicht gerade mit Internet-Geschäften und Betrugsverfahren Schlagzeilen machte: In den 90er Jahren war der einstige Computer-Hacker Kim Schmitz als Jung-Unternehmer eine der schillerndsten Figuren der Internet-Szene in Deutschland

Wellington. Er feierte ausschweifende Partys und fuhr mit gemieteten Ferraris nach Monaco, wenn er nicht gerade mit Internet-Geschäften und Betrugsverfahren Schlagzeilen machte: In den 90er Jahren war der einstige Computer-Hacker Kim Schmitz als Jung-Unternehmer eine der schillerndsten Figuren der Internet-Szene in Deutschland. Am Freitag ist der 37-Jährige an einem neuen Tiefpunkt seiner spektakulären Karriere angekommen. Schmitz wurde zusammen mit einem Niederländer und zwei Deutschen in seiner "Villa Dotcom" in Neuseeland festgenommen, außerdem beschlagnahmten die Beamten Kunstwerke und mehrere Luxus-Autos, darunter einen rosa Cadillac und einen Rolls Royce Phantom.In Deutschland war Schmitz bereits 1997 zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden. Damals war er als Hacker in die Computer-Netze von verschiedenen Firmen und Behörden eingedrungen. Sein Aufstieg zum gefragten Geschäftsmann und Liebling der Boulevardpresse endete im Jahr 2002 vorläufig mit einer Bewährungsstrafe wegen Insiderhandels. Anfang 2001 hatte der gebürtige Kieler Aktien des insolventen Internet-Händlers Letsbuyit.com gekauft und dem Unternehmen anschließend eine Investitionszusage gemacht. Nach Bekanntwerden der geplanten Investition schoss der Wert der Aktien in die Höhe, woraufhin Schmitz sie wieder verkaufte. Im Januar 2002 wurde er in Bangkok festgenommen, wohin er nach eigenen Angaben aus Furcht vor Gläubigern aus der Zuhälter-Szene geflüchtet war. Im Prozess vor dem Münchner Amtsgericht beschrieb er sich selbst als Opfer einer "Hexenjagd" durch die Justiz. "Ich war der Gerhard Schröder für Arme", sagte der schwergewichtige Internet-Star vor Gericht in Anspielung auf den vergeblichen Versuch des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder, den Baukonzern Holzmann zu retten.

Dass der Fall damals soviel Aufsehen erregte, hing jedoch in erster Linie damit zusammen, was Schmitz mit dem verdienten Geld anstellte: Er mietete kurz nach dem Letsbuyit.com-Deal in München 15 Ferraris, lud sich Freunde ein und fuhr mit ihnen nach Monaco. Dort charterte er eine der größten Yachten der Welt und feierte am Rande des Formel-1-Rennens eine mehrtägige Party. Die Kosten beliefen sich auf rund 1,8 Millionen Euro. dpa

Foto: dpa/Rowland

"Ich war der Gerhard Schröder für Arme."

 Verschiedene Autos wurden am Freitag in Neuseeland mit einem Transporter von einem Grundstück in Coatesville, 300 Kilometer nordwestlich von Auckland im Bezirk North Shore, abgeholt. Sie gehören zum Fuhrpark des Mitbetreibers der Datenplattform Megaupload, Kim Schmitz. Der Mann, der sich heute Kim Dotcom nennt und als mutmaßlicher Kopf eines Raubkopien-Imperiums nun in Neuseeland festsitzt, war einst ein Medienstar in Deutschland. Dotcom und Co. sollen Raubkopierer ermutigt und bezahlt haben. Foto: Elliot Kember/dpa

Verschiedene Autos wurden am Freitag in Neuseeland mit einem Transporter von einem Grundstück in Coatesville, 300 Kilometer nordwestlich von Auckland im Bezirk North Shore, abgeholt. Sie gehören zum Fuhrpark des Mitbetreibers der Datenplattform Megaupload, Kim Schmitz. Der Mann, der sich heute Kim Dotcom nennt und als mutmaßlicher Kopf eines Raubkopien-Imperiums nun in Neuseeland festsitzt, war einst ein Medienstar in Deutschland. Dotcom und Co. sollen Raubkopierer ermutigt und bezahlt haben. Foto: Elliot Kember/dpa

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