"Partner statt Rivalen"
Moskau. Am Ende formulierte es Barack Obama ganz kurz: "Partner statt Rivalen" sollten Russland und die USA künftig sein, warb der US-Präsident im prunkvollen Andreas-Saal im Kreml nach schwierigen ersten Gesprächen in Moskau. Der von beiden Seiten angestrebte Neustart in den zuletzt belasteten Beziehungen scheint gelungen
Moskau. Am Ende formulierte es Barack Obama ganz kurz: "Partner statt Rivalen" sollten Russland und die USA künftig sein, warb der US-Präsident im prunkvollen Andreas-Saal im Kreml nach schwierigen ersten Gesprächen in Moskau. Der von beiden Seiten angestrebte Neustart in den zuletzt belasteten Beziehungen scheint gelungen. Obama einigte sich bei seinem Antrittsbesuch mit Kremlchef Dmitri Medwedew auf einen Rahmen zur atomaren Abrüstung sowie eine Transporterlaubnis für US-Truppen auf dem Weg nach Afghanistan. Zwar bleiben Streitpunkte wie das US-Raketenabwehrprojekt in Mitteleuropa. Allerdings will man auch hier miteinander sprechen. Obama selbst sagte, dass diese Frage heute beim Treffen mit Regierungschef Wladimir Putin ganz oben stehen wird.
Schon in den ersten Stunden seines Besuchs wurde deutlich, dass Obama in den Sachfragen wenig von den Positionen seines auch in Russland verhassten Vorgängers George W. Bush abgerückt ist. In den besonders strittigen Punkten, etwa der Politik gegenüber dem Iran und Nordkorea sowie eine Nato-Erweiterung, gibt es kaum Gemeinsamkeiten.
Das konnten auch die hochgelobten Fortschritte beim Ringen um einen Nachfolgevertrag für das Start-Abrüstungsabkommen nicht verbergen. In zwei Wochen will zudem Obamas Vize-Präsident Joe Biden nach Georgien und in die Ukraine reisen, um die Nato-Ambitionen der beiden Ex-Sowjetrepubliken zu stärken. Russland lehnt diese diplomatische US-Offensive in seinen Nachbarländern kategorisch ab. Bei der Unterzeichnung der Vereinbarungen im reich verzierten Kreml-Gewölbe wirkte Obama fast ein wenig ehrfürchtig. Zu Medwedew, den er um zwei Köpfe überragt, hielt er spürbar Abstand. Beide demonstrierten bei ihrem erst zweiten Treffen eher Respekt als Freundschaft.
Kleine Spitzen gegen Moskau
Der US-Präsident versteht es durchaus, mit kleinen Spitzen gegen Moskau seine Härte bei den Konfliktthemen zu demonstrieren. Putin ortete er vor seiner Ankunft noch halb im Kalten Krieg stehend. Und in einem Interview mit der regierungskritischen Zeitung "Nowaja Gaseta" bezweifelte er die Rechtsstaatlichkeit des Prozesses gegen den russischen Ex-Öl-Magnaten Michail Chodorkowski.
Um russisches Kriegsgerät kümmerte sich in Moskau übrigens nicht nur Obama, sondern auch seine Frau Michelle mit den Kindern Sasha (8) und Malia (11): Sie besichtigten die historische Waffenkammer des Kreml. Dass der US-Präsident von seiner populären Gattin und den fröhlichen Mädchen begleitet wurde, sollte durchaus ein Signal sein.
Schließlich versichern Obama und Medwedew einhellig, sie wollten ein "neues Kapitel" in den Beziehungen aufschlagen. Obama möchte während seiner zweitägigen Reise bei den Russen, die laut Umfragen den USA tief misstrauen, neues Vertrauen einflößen. Die Anwesenheit seiner Familie würde die Gutwilligkeit und Menschlichkeit des Präsidenten der Supermacht unterstreichen, meinten zumindest US-Kommentatoren.
Die First Lady trug ein eng geschnürtes Kleid in zartem Bonbon-Rot, als sie an der Seite ihres Mannes mit den Töchtern auf dem Flughafen von Moskau die Gangway der Air Force One hinabstieg. Das Kleid, das ihre schlanke und sportliche Figur betonte, wirkte wie ein unausgesprochenes aber deutliches Dementi der Spekulationen in Blättern weltweit über eine mögliche Schwangerschaft der 45-Jährigen.
Während das Internet-Medium "Huffington Post" schon von einer "Verkörperung des optimistischen Geistes von Hoffnung und Wandel" schwärmte, fand es das Weiße Haus unter seiner Würde, das "dumme Gerücht", wie es in Michelle-Obama-Fan-Blogs hieß, zu dementieren.