Papst reagiert auf den Protest der Katholiken

Rom/Saarbrücken. Nach tagelangem öffentlichem Druck hat der Vatikan den erzkonservativen Bischof Richard Williamson (Foto: dpa) aufgefordert, seine Leugnung des Holocaust zu widerrufen. Williamson solle sich "eindeutig und öffentlich" von seinen Äußerungen distanzieren, teilte der Heilige Stuhl mit

Rom/Saarbrücken. Nach tagelangem öffentlichem Druck hat der Vatikan den erzkonservativen Bischof Richard Williamson (Foto: dpa) aufgefordert, seine Leugnung des Holocaust zu widerrufen. Williamson solle sich "eindeutig und öffentlich" von seinen Äußerungen distanzieren, teilte der Heilige Stuhl mit. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, wertete die Aufforderung als "positives Signal". Auf ein solches Zeichen habe die Öffentlichkeit lange gewartet.

Nach Darstellung des Vatikans hat Papst Benedikt XVI. (Foto: dpa) von der Holocaust-Leugnung Williamsons nichts gewusst. Wie bereits am 28. Januar vom Kirchenoberhaupt bekräftigt, seien "die Äußerungen absolut inakzeptabel", hieß es. Vier Tage zuvor hatte Benedikt die Rücknahme der Exkommunikation von Williamson und drei weiteren Bischöfen der ultrakonservativen Piusbruderschaft bekannt gegeben und einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Auch gestern riss die massive Kritik nicht ab. Der frühere Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Michel Friedman, nannte den Papst einen "Lügner" und "Heuchler". Benedikt mache sich die Hände schmutzig, wenn er Leute wie Williamson umarme. Der Medien-Direktor des Bistums Trier, Stephan Wahl, sprach von einer "Riesenpanne", nach der sich die Kirche in einer fürchterlichen Situation befinde. "Bestürzt" äußerte sich der Vorsitzende der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft Saar, Herbert Jochum: "Dieser Papst spaltet statt zu versöhnen." Die Jahrzehnte langen Versuche, einen Dialog zwischen Christen und Juden in Gang zu bringen, seien durch diesen "Querschläger von oberster Stelle" sabotiert worden. Deutliche Worte fand auch der Saarbrücker Dechant Michael Becker. Mit Blick auf die Piusbruderschaft sagte er, es sei "unverständlich, dass der Papst Bischöfe in die Kirche aufnimmt, die die Religions- und Gewissensfreiheit ablehnen und offen eine antiökumenische Gesinnung zeigen". dpa/afp/epd/tho

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort