Papst erteilt Lefebvre-Anhängern den Segen

Rom. Seit seinem Amtsantritt hat Papst Benedikt XVI. die Annäherung an die Traditionalisten des verstorbenen schismatischen Erzbischofs Marcel Lefebvre aktiv betrieben

 Der französische Erzbischof Marcel Lefebvre, aufgenommen am im Juni 1988. 1976 wurde er von Papst Paul VI. als Bischof suspendiert. Er starb 1991 in Martigny/Schweiz. Foto: dpa

Der französische Erzbischof Marcel Lefebvre, aufgenommen am im Juni 1988. 1976 wurde er von Papst Paul VI. als Bischof suspendiert. Er starb 1991 in Martigny/Schweiz. Foto: dpa

Rom. Seit seinem Amtsantritt hat Papst Benedikt XVI. die Annäherung an die Traditionalisten des verstorbenen schismatischen Erzbischofs Marcel Lefebvre aktiv betrieben. Nach einer persönlichen Begegnung mit deren Generaloberem wenige Monate nach seinem Aufstieg in das höchste katholische Amt wertete er die alte lateinische Messe gegen den Widerstand zahlreicher Bischöfe vor allem aus Frankreich und Deutschland auf. Ohne eine Lösung im Streit um die Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils abzuwarten, löst der ehemalige oberste Glaubenshüter nun den Knoten, indem er die Exkommunikation der Bischöfe der Piusbruderschaft aufhebt.

Versöhnung in Gefahr?

Dabei setzt er die Versöhnung mit dem Judentum erneut aufs Spiel. Bereits die Neufassung der Fürbitte für die Juden in der von ihm 2007 wieder rehabilitierten alten lateinischen Messe sorgte für Spannungen. Denn darin war die Bitte um Bekehrung der Juden weiterhin enthalten. Die Traditionalisten aber hielten bislang an der alten, nicht entschärften Fassung der Fürbitte fest, die für Juden noch beleidigender ist.

Zudem läuft in Regensburg seit wenigen Tagen ein Ermittlungsverfahren gegen einen der vier traditionalistischen Bischöfe, die nun wieder in die katholische Kirche aufgenommen wurden. Der Brite Richard Williamson soll beim Besuch eines bayerischen Priesterseminars den Holocaust geleugnet haben. Im Interview mit einem schwedischen Fernsehsender soll er die Existenz von Gaskammern geleugnet und die Zahl der unter dem Nationalsozialismus umgebrachten Juden mit maximal 300 000 angegeben haben.

20 Jahre Schisma

Die Wiederaufnahme der Traditionalisten in die Kirche lasse "die Furcht wieder aufleben, die alle Überlebenden des Holocaust gequält hat", beklagte der römische Oberrabbiner Riccardo Di Segni. Diejenigen, die aus eigener Erfahrung die Leiden der Lager beschrieben hätten, seien immer Menschen begegnet, die sie als verrückt bezeichnet hätten. "Nun lebt dieser Schrecken wieder auf. Dass er das in der Kirche tut, kommt erschwerend hinzu."

Nach den intensiven Bemühungen Roms um Versöhnung mit den Traditionalisten war trotz Warnungen von jüdischer Seite mit der Aufhebung der Exkommunikation gerechnet worden. Der Vatikan hatte bislang allerdings die Anerkennung des II. Vatikanischen Konzils zur Vorbedingung gemacht. Darin öffnete sich die katholische Kirche vor vierzig Jahren offiziell für den Dialog mit Juden, anderen Religionen und Kirchen sowie allgemein der modernen Gesellschaft.

Die Lefebvrianer ließen sich bislang nicht auf die Liturgie-Reform des Konzils ein, nach der Gottesdienste in den Landessprachen gefeiert werden und der Priester nicht mehr wie zuvor mit dem Rücken zur Gemeinde steht, sondern sich ihr zuwendet. In diesen entscheidenden Streitfragen ist auch nach der jüngsten Papst-Geste keine Einigung abzusehen. Die Tatsache, dass das Entgegenkommen des Papstes nicht an Bedingungen gebunden ist, weckt den Eindruck, es handle sich nicht um eine Rückkehr abtrünniger Kirchenmitglieder, sondern vielmehr um deren offizielle Anerkennung. Die Traditionalisten betonen seit dem Schisma von vor zwanzig Jahren zwar stets ihre Treue zum Papst. Die von Paul VI. unterzeichneten Konzilsdekrete erkennen sie aber weiterhin ebensowenig an, wie sie den Dialog mit Angehörigen anderer Glaubensgemeinschaften suchen.

Im vergangenen Dezember bat der Generalobere der Piusbruderschaft, Bernard Fellay, erneut um die Aufhebung der Exkommunikation. Erzbischof Lefebvre hatte am 30. Juni 1988 vier Bischöfe ohne Zustimmung des Papstes zu Bischöfen geweiht. Aus katholischer Sicht hatten er und die Geweihten sich damit selbst die Exkommunikation zugezogen.

 Auch das Priorat St. Maria zu den Engeln in der Julius-Kiefer-Straße in Saarbrücken gehört zur Priesterbruderschaft St. Pius X. Foto: Iris Maurer

Auch das Priorat St. Maria zu den Engeln in der Julius-Kiefer-Straße in Saarbrücken gehört zur Priesterbruderschaft St. Pius X. Foto: Iris Maurer

 Der französische Erzbischof Marcel Lefebvre, aufgenommen im Juni 1988. 1976 wurde er von Papst Paul VI. als Bischof suspendiert. Lefebvre starb 1991 in Martigny in der Schweiz. Foto: dpa

Der französische Erzbischof Marcel Lefebvre, aufgenommen im Juni 1988. 1976 wurde er von Papst Paul VI. als Bischof suspendiert. Lefebvre starb 1991 in Martigny in der Schweiz. Foto: dpa

 Auch das Priorat St. Maria zu den Engeln in der Julius-Kiefer-Straße in Saarbrücken gehört zur Priesterbruderschaft St. Pius X. Foto: Iris Maurer

Auch das Priorat St. Maria zu den Engeln in der Julius-Kiefer-Straße in Saarbrücken gehört zur Priesterbruderschaft St. Pius X. Foto: Iris Maurer

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