Papst bittet für Missbrauchsfälle um Vergebung
Rom/Berlin. Papst Benedikt XVI. (Foto: afp) hat erstmals eindeutig um Vergebung für die "Misshandlung der Kleinen" durch pädophile Geistliche gebeten. Die katholische Kirche werde "alles nur Mögliche" unternehmen, um solche Missstände abzuschaffen, sagte der Papst gestern in Rom vor mehr als 10 000 Geistlichen aus aller Welt
Rom/Berlin. Papst Benedikt XVI. (Foto: afp) hat erstmals eindeutig um Vergebung für die "Misshandlung der Kleinen" durch pädophile Geistliche gebeten. Die katholische Kirche werde "alles nur Mögliche" unternehmen, um solche Missstände abzuschaffen, sagte der Papst gestern in Rom vor mehr als 10 000 Geistlichen aus aller Welt. Es war die bislang deutlichste Entschuldigung des Kirchenoberhaupts für zahlreiche Fälle von Misshandlung Minderjähriger durch Amtsträger der katholischen Kirche. "Wir bitten nachdrücklich um Vergebung durch Gott und die betroffenen Menschen", sagte der Papst. Durch die Übergriffe werde das Priestertum "als Auftrag der Sorge Gottes um den Menschen" in sein Gegenteil verkehrt, so Benedikt. Er kündigte an, die Kirche werde sich verstärkt für eine angemessene Ausbildung der Geistlichen engagieren und sie "auf ihrer Reise begleiten". Die Zölibat-Regelung, wonach katholische Priester sexuelle Enthaltsamkeit üben und auf eine Ehe verzichten sollen, verteidigte das Kirchenoberhaupt. Gerade die Kritik zeige, dass der Zölibat ein "großes Zeichen des Glaubens und der Gegenwart Gottes in der Welt" sei.Eine Vereinigung von Missbrauchsopfern nannte die Äußerungen des Papstes zum Missbrauch "enttäuschend und gefährlich". Benedikts Erklärung diene nicht dazu, "die Kinder jetzt zu schützen", sagte Joelle Casteix vom Netzwerk der überlebenden Missbrauchten. Der Verband setzt sich dafür ein, dass jeder Missbrauchsfall strafrechtlich verfolgt wird. Auch die Laien-Bewegung "Wir sind Kirche" kritisierte die Papst-Äußerungen als verspätet und unzureichend. "Der Papst will oder kann nicht einsehen, dass die Missbrauchsfälle sehr stark mit den totalitären Strukturen zu tun haben", sagte eine Vertreterin der Organisation.Im hessischen Fritzlar wurde gestern ein Priester wegen Missbrauchs-Verdachts in Untersuchungshaft genommen. Der 49-jährige Stadtpfarrer soll sich über 30 Mal an Ministranten vergangen haben, teilte die Staatsanwaltschaft Kassel mit. Die Taten seien zwischen 1994 und 2001 begangen worden. > Seite A 4: Analyse afp/dpa/epd