Packt Trump jetzt den Schmutz aus?

Washington · Hillary Clinton geht als Favoritin in die zweite TV-Debatte. Auch weil Donald Trump von einer Negativ-Schlagzeile zur nächsten stolpert. Jüngst drohte er mit Enthüllungen über Bill Clintons Sex-Leben.

Die Medien und fast alle Beobachter - enge Freunde von Donald Trump ausgenommen - waren sich nach der ersten TV-Debatte einig: Der Republikaner hatte sie mit seinem unbeherrschten und arroganten Auftritt gegen eine staatsmännisch wirkende Hillary Clinton klar verloren. Nun kommt es am Sonntagabend zur Neuauflage - ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo der New Yorker Geschäftsmann mit beiden Füßen ganz nah am Abgrund steht. Die Umfragewerte fallen seit dem Duell kontinuierlich. Ihm bleiben vier Wochen, den verlorenen Boden gutzumachen.

Doch die Aussichten für ein Comeback sind nicht gut. Am Donnerstag kündigte eine Gruppe von republikanischen Kongressabgeordneten an, nicht für Trump stimmen zu wollen - er stehe in Kontrast zu allem, was einen amtsfähigen Präsidenten auszeichne. Und schließlich ließ Trump auch noch eine Großchance für einen politischen Konter aus, nachdem ihm der redselige Bill Clinton eine Steilvorlage geliefert und Barack Obamas Krankenversicherungs-Projekt "Obamacare" - das für Versicherte wie Unternehmer vor allem stark steigende Kosten gebracht hat - als "verrückte Sache" bezeichnet hatte. Doch Trump streifte dieses brisante Thema nur am Rande.

Stattdessen gab es eine der bei Trump so beliebten Anspielungen unter die Gürtellinie. "Ich wette, dass Bill dafür letzte Nacht durch die Hölle gegangen ist", ätzte er bei einem Auftritt. Und fügte mit Blick auf die notorischen Affären des Clinton-Gatten an: "Mal ehrlich, er ist ja schon viele Nächte mit Hillary durch die Hölle gegangen." Solche persönlichen Seitenhiebe sind im amerikanischen Wahlkampf nichts Neues. Und Trump hatte nach der ersten Debatte bereits angedeutet, das Privatleben seiner Gegnerin und die mutmaßlichen Sex-Attacken Bill Clintons stärker zu thematisieren. Er habe dies nur nicht getan, weil sich Clinton-Tochter Chelsea im Publikum befunden habe. Packt er am Sonntag also den Schmutz aus, obwohl Amerikas Wähler müde sind, davon zu hören?

Zum Thema:

Auf einen Blick Die USA haben Russland vorgeworfen, mit Hackerangriffen Einfluss auf den US-Präsidentschaftswahlkampf zu nehmen. Das Heimatschutzministerium und das Büro des nationalen Geheimdienstdirektors veröffentlichten Freitagabend eine Erklärung. Man sei überzeugt, Russland stehe hinter den Angriffen auf Computersysteme politischer Institutionen. Im August hatte die Plattform Wikileaks gehackte E-Mails aus Demokraten-Kreisen veröffentlicht. Schon damals verdächtigten Experten russische Hacker. dpa

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