"Otto" will so schnell nicht aufgeben"Natürlich gibt es Wetterfühligkeit"Bauern und Winzer hoffen auf warmen und trockenen August

Köln/Saarbrücken. Regen, Regen, Regen: Tief "Otto" erweist sich als zäher Bursche, und Oliver Klein muss es ausbaden. "Vorübergehend wäre das ja noch okay, aber es ist natürlich schon ein bisschen frustrierend, immer diese schlechten Nachrichten zu verbreiten", erzählt der Wettermoderator aus dem Radio

Köln/Saarbrücken. Regen, Regen, Regen: Tief "Otto" erweist sich als zäher Bursche, und Oliver Klein muss es ausbaden. "Vorübergehend wäre das ja noch okay, aber es ist natürlich schon ein bisschen frustrierend, immer diese schlechten Nachrichten zu verbreiten", erzählt der Wettermoderator aus dem Radio. Egal ob für WDR 2, Eins Live oder den Saarländischen Rundfunk: Der Meteorologe von Meteomedia berichtet seit Tagen nur von Schauern, Tiefdruckgebieten und viel zu kalten Temperaturen. Und das im Juli. Die Wünsche seiner Kollegen sind klar: Er solle doch bitte die richtigen Knöpfe drücken oder endlich die Wolken wegschieben. "Man wird schon ab und zu persönlich dafür verantwortlich gemacht, aber ich mache das Wetter ja nicht, ich verkünde es ja nur", sagt Klein. Zwar sei dieser Juli der kälteste, seit er vor etwa zehn Jahren als Meteorologe angefangen habe, aber etwas Positives kann er dem schlechten Wetter trotzdem abgewinnen. "Es war windig, es war kalt, da gibt es immer irgendwelche Rekorde. Das ist immer interessant. Mehr, als wenn es nur ein stabiles Hochdruckwetter wäre."Mit durchschnittlich 16,2 Grad ist der Juli 2011 zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes 1,2 Grad kälter als normal. Seit Beginn der Aufzeichnungen zählt er zu den kältesten überhaupt. Dazu hat es bereits vor Ende des Monats mehr geregnet als üblich. Lediglich vier Tage waren völlig trocken. Logisch, dass die Sonnenstunden daher deutlich unter den Erwartungen geblieben sind: Bei gerade einmal 59 Prozent steht der Sonnenzähler im Juli bislang. Meteorologe Simon Trippler vom Deutschen Wetterdienst sagt dazu: "Wir haben eine Großwetterlage, die sich nicht wesentlich geändert hat. Warum das so ist, können wir auch nicht genau erklären. Es scheint ein statistischer Zufall zu sein." Davon sei vor allem Mitteleuropa betroffen, sagt Trippler. "Wir haben in der Höhe einen sogenannten Trog. Das führt dazu, dass wir in der Höhe kalte Luft haben und dadurch sehr wechselhaftes Wetter mit Schauern und niedrigen Temperaturen." Es gebe aber immer mehr Signale, dass das Sommerwetter wieder zurückkehrt, ab Montag - "mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 80 Prozent".

Für Freibäder ergibt das alles andere als eine tolle Saison, auch beim Stadionbad in Köln. Sportstudenten, Triathleten und Leute mit Neoprenanzug - von Kindern fehlt jede Spur. "Das Wetter schlägt aufs Gemüt", sagt Bademeister Michael Postinett. Ohne Sonne keine Gäste, so sei das nun mal. Die Wassertemperatur von 21 Grad weiter zu erhöhen, bringe aber nichts. "Der größte Teil der Leute kommt, um sich zu sonnen. Wenn die Sonne scheint, dann kommen auch die Gäste."

Wenig Betrieb ist für den Bademeister mit den kurzen grauen Haaren und dem Ring im Ohrläppchen aber kein Grund zur Langeweile: "Mein Aufgabenbereich ist groß genug", berichtet Postinett. Hecken und Wiesen pflegen, für Wechselgeld in der Kasse sorgen, den Betrieb am Laufen halten. Die wenigen echten Schwimmer wüssten die Leere schließlich zu schätzen.

Ein paar Tage lang muss sich Postinett noch die Zeit vertreiben. Nach Aussage der Meteorologen scheint ja dann wieder die Sonne mit Temperaturen jenseits der 20 Grad. Bis dahin liegt es auch an Wettermann Klein, die Menschen im Land bei Laune zu halten: "Man muss schon etwas Verbalakrobatik anwenden. Ich sehe mich da auch als Motivator."Bedeutet schlechtes Wetter auch gleich schlechte Stimmung?

Walschburger: Ganz allgemein muss es so sein, weil wir Kinder der Natur sind. Wir sind durch die Evolution ja in unsere Umwelt eingebunden. Daran haben sich alle Lebewesen angepasst, auch Tiere und Pflanzen. Wir sind ganz stark abhängig von den unterschiedlichen Lichtverhältnissen. Wenn morgens die Sonne scheint, sind wir einfach besserer Laune. Auswirkungen haben auch Temperatur und Luftdruck. Man kann aber keine zwangsläufige Verbindung zum Beispiel zwischen Luftdruck und hohem oder niedrigem Blutdruck erstellen.

Was hat es mit der berühmten Wetterfühligkeit auf sich?

Waschburger: Die gibt es natürlich wirklich. Wetterfühligkeit heißt ja "subjektives Erleben". Das ist vielleicht die verbreitetste Störung, die die Menschheit insgesamt hat. Das bestätigt den engen Zusammenhang zwischen uns und unserer Umwelt. Das Wetter ist ja auch der Faktor, der am häufigsten als Grund für Unwohlsein angeführt wird - auch dann, wenn die Ursache dafür gar nicht im Wetter liegt. Manchmal dient das Wetter da ganz einfach als Vorwand. Es gibt aber auch tatsächliche Wetterfühligkeit etwa bei Patienten nach einem längeren Krankenhausaufenthalt oder älteren Menschen.

Manche Menschen reagieren tatsächlich auf Wetterwechsel, andere bilden es sich ein?

Walschburger: Ja, da gibt es mehrere Abstufungen. Allerdings geht es da um einen Bereich, wo es keine klaren medizinischen Befunde gibt. Da geht es um Unpässlichkeit, Arbeitsunlust oder Kopfschmerzen. Ältere Menschen sind in der Regel wetterempfindlicher als jüngere Menschen, Frauen sind da empfindlicher als Männer. Besonders wetterempfindlich sind natürlich auch Depressive.

Welche Tipps geben Sie?

Walschburger: Man muss eben naturnah leben. Nachts schlafen, tagsüber nach draußen gehen und sich auch körperlich betätigen, nicht nur geistig. Gut ist auch, wenn man mit Temperaturreizen gut umgehen kann. Das kann man mit Saunagängen trainieren, oder wenn man sich abhärtet. Wenn Sie das machen, sind Sie in der Regel nicht mehr wetterempfindlich.Saarbrücken. Im Frühjahr haben die saarländischen Bauern für Regen gebetet, jetzt hoffen sie inständig auf einen warmen und trockenen August. Denn hat ihnen das trockene Wetter von März bis Juni bereits Ernteausfälle beschert, so fürchten sie jetzt um die Qualität von Getreide und Raps. "Wir hätten schon vor acht bis 14 Tagen mit der Ernte beginnen sollen, aber bei dieser Witterung ist das einfach nicht möglich. Wir sitzen sozusagen auf glühenden Kohlen", sagt Klaus Fontaine, Präsident des Bauernverbandes Saar. "Wenn das Wetter jetzt umschlägt, werden wir mit einem blauen Auge davonkommen." Denn die Ausfälle des Frühjahrs habe auch die lange Regenperiode nicht wettmachen können.

 Das Totobad in Saarbrücken hat zwar auch bei schlechtem Wetter geöffnet, es kommt aber meist keiner. Foto: Becker&Bredel

Das Totobad in Saarbrücken hat zwar auch bei schlechtem Wetter geöffnet, es kommt aber meist keiner. Foto: Becker&Bredel

 Viele Schwimmbäder der Region haben zwar auch bei schlechtem Wetter geöffnet, es kommt aber meist keiner. Foto: Becker&Bredel

Viele Schwimmbäder der Region haben zwar auch bei schlechtem Wetter geöffnet, es kommt aber meist keiner. Foto: Becker&Bredel

Die Winzer konnten bisher mit dem Schmuddelwetter sehr gut leben. "Der Regen hat den Reben gut getan, sie sind in ihrer Entwicklung etwa 14 Tage voraus und haben einen gewaltigen Fruchtansatz", erklärt Karl Petgen vom Weingut Petgen in Perl-Nennig. "Durch das kühle Wetter hatten wir auch keinerlei Probleme mit Schädlingen, denn die lieben es feucht und heiß." Doch auch er hofft nun auf steigende Temperaturen. "Im August brauchen wir um die 30 Grad. Dann bekommen wir einen großartigen Herbst." Für den Obstbauern Josef Jacoby aus Mettlach-Tünsdorf ist 2011 ein gutes Jahr. Das Frühjahr mit viel Sonne habe die Blütezeit um zwei bis drei Wochen nach vorne verschoben, das Klima im Sommer sei für die Ernte optimal. "Derzeit pflücken wir bis zu 1000 Kilo Zwetschgen und Mirabellen am Tag", sagt Jacoby. Auch die Ernte seiner frühen Apfelsorten sei sehr ertragreich. Er weiß allerdings, dass der Ertrag regional unterschiedlich sein kann, Kollegen aus dem Nordsaarland hätten schlechtere Ergebnisse gemeldet. mast/hth

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