Ohne Assad geht es nicht

Die EU steckt in der Klemme. Natürlich kann und will sich niemand ernsthaft vorstellen, Friedensverhandlungen mit dem syrischen Diktator Baschar al-Assad am Tisch zu führen - einem Mann, dem die EU-Außenminister die Verantwortung für "über 300 000 Tote, Gefangene und Gefolterte sowie unsagbares Leid durch Flucht und Vertreibung" zugeschrieben haben. Auf der anderen Seite setzt sich aber mehr und mehr die Einsicht durch, dass dieser Herrscher zu denen in diesem Land gehört, die große Macht haben und deshalb schlichtweg nicht übergangen werden können. Wer auch immer über eine Waffenruhe, über einen Wiederaufbau, über eine Aussöhnung und vielleicht sogar über die Einführung einer demokratischen Staatsform redet, kommt an dem amtierenden Staatschef nicht vorbei. Das mag schwer verkraftbar sein - aber es entspricht den politischen Realitäten. Die gestrige Kurskorrektur sollte deshalb niemand mit einem leichtfertigen Wende-Manöver verwechseln. Es geht nicht darum, al-Assads Rolle zu akzeptieren. Aber auch die EU muss akzeptieren, dass die Forderung nach einem Rücktritt des Präsidenten einen Friedensprozess eher erschwert als erleichtert.

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