Integration Özoguz zeigt im Eichsfeld Flagge nach Gauland-Attacke

Eichsfeld · Der Wahlkampf ist vorbei, der Besuch von Aydan Özoguz im Eichsfeld erregt jetzt kaum noch Aufsehen. Hier hatte der AfD-Politiker Alexander Gauland vor drei Monaten gefordert, man solle die Integrationsministerin nach „Anatolien entsorgen“. Ein regionales Fernsehteam, ein paar Reporter, das ist es an medialer Aufmerksamkeit für die angegriffene SPD-Politikerin am Samstag in Heiligenstadt.

 Aydan Özoguz (SPD), Integrationsbeauftragte der Bundesregierung

Aydan Özoguz (SPD), Integrationsbeauftragte der Bundesregierung

Foto: picture alliance / dpa/Markus Scholz

„Ladet sie mal ins Eichsfeld ein und sagt ihr dann, was spezifische deutsche Kultur ist“, hatte Gauland im benachbarten Leinefelde unter großem Beifall bei einer Wahlkampfkundgebung formuliert. Jetzt ist die Angesprochene gekommen, „Flagge zeigen“, wie ihre Sprecherin sagt. Erst ein Besuch in einer Jugendhilfeeinrichtung, die auch minderjährige Flüchtlinge betreut, dann eine Podiumsdiskussion mit geladenen Gästen. Vier AfD-Anhänger zeigen draußen ein Plakat „Lieber Eichsfeld-Kultur als Kultur vom Bosporus“. In der Diskussion geht es auch darum, was denn nun deutsche Leitkultur sei – denn Özoguz‘ Satz, eine solche sei jenseits der Sprache „schlicht nicht identifizierbar“, war der Anlass für Gaulands Entgleisung gewesen. Die Sozialdemokratin fühlt sich allerdings missverstanden, sie habe nur darauf hinweisen wollen, dass es in Deutschland sehr viele verschiedene regionale Kulturen gebe. Die anderen Teilnehmer – ungefähr 50 – pflichten ihr bei oder sagen, dass die Leitkulturdebatte an den Sorgen der Bürger weitgehend vorbeigehe. Nur Landrat Werner Henning ist eine Ausnahme. Der CDU-Mann hat auf Gaulands Sätze seinerzeit nicht reagiert, die Attacke des AfD-Mannes ist für ihn auch heute nur „eine flapsige Bemerkung, die in weiteren Formulierungen nicht akzeptabel war“. Die örtlichen Aktivisten attackieren ihn heftig dafür. Henning sieht die Ehre des Eichsfeldes bedrängt, nicht von Gauland, sondern von der Debatte. Özoguz hört lange zu. „Einfach laufen lassen, das kann nicht mehr funktionieren“, sagt die Staatsministerin schließlich. Und: „Ich wünsche mir mehr Rückgrat.“

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