Ökonomen fordern Zwangsanleihe für Reiche
Berlin. Wirtschaftsforscher wollen in der Eurokrise die Reichen zur Kasse bitten. Gut betuchte Bürger könnten aus Sicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) mit Zwangsanleihen und Vermögensabgaben die hohen Staatsschulden finanzieren
Berlin. Wirtschaftsforscher wollen in der Eurokrise die Reichen zur Kasse bitten. Gut betuchte Bürger könnten aus Sicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) mit Zwangsanleihen und Vermögensabgaben die hohen Staatsschulden finanzieren. Hintergrund des DIW-Vorschlags: In den Euro-Krisenländern wie auch in Deutschland horteten die Bürger viel mehr Vermögen, als ihr Staat Schulden hat. Betroffen wären dem DIW-Rechenbeispiel zufolge die reichsten acht Prozent der erwachsenen Bevölkerung - in Deutschland jene mit mehr als 250 000 Euro Privatvermögen (bei Ehepaaren 500 000 Euro). Lieferten sie zehn Prozent des diesen Wert übersteigenden Geldes ab, könnte das ein Aufkommen von rund 230 Milliarden Euro erbringen, erklärte DIW-Fachmann Stefan Bach. Je nachdem, wie weit der Staat mit dem Schuldenabbau komme, könne er die Anleihen zurückzahlen und verzinsen.Das Bundesfinanzministerium steht dem Vorschlag grundsätzlich positiv gegenüber. Ein Sprecher von Minister Wolfgang Schäuble sagte, das Modell könne je nach Euro-Mitgliedsland interessant sein - nicht aber für Deutschland, wo es zurzeit keinerlei Probleme mit den Steuereinnahmen gebe. Der Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts, Thomas Straubhaar, sagte in einem Interview mit der SZ, jetzt schon eine Extra-Steuer oder Abgabe einzuführen, sei "unsinnig". dpa/dapd/red
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