Obamas Kampf gegen die Macht der Bilder

New Orleans. Es war ein Auftritt, der Führungsstärke und Kompetenz vermitteln sollte. Selbst morgens, wenn Tochter Malia an die Badezimmertür klopfe und ihn frage, ob er das Leck im Meeresboden gestopft habe, denke er über die Katastrophe nach, offenbarte Barack Obama (Foto: dpa) am Donnerstag Journalisten

 Barack Obama

Barack Obama

New Orleans. Es war ein Auftritt, der Führungsstärke und Kompetenz vermitteln sollte. Selbst morgens, wenn Tochter Malia an die Badezimmertür klopfe und ihn frage, ob er das Leck im Meeresboden gestopft habe, denke er über die Katastrophe nach, offenbarte Barack Obama (Foto: dpa) am Donnerstag Journalisten. Das war das Bild, dass sich seine PR-Strategen wünschen: Ein rund um die Uhr engagierter Präsident, der das Wohl der Nation im Sinn hat, sich selbst in der Verantwortung für das Stopfen des Lecks sieht und seinen Kritikern entgegnet: Wir haben vom ersten Tag an dem Unglück höchste Priorität gegeben.

Doch auch gestern, bei seinem zweiten Besuch im Krisengebiet, kämpfte Obama gegen die seine Botschaft erdrückende Macht drastischer Bilder. Da sind zum einen die Live-Aufnahmen von der weiter heftig sprudelnden Unterwasser-Bruchstelle. Und dann die Bilder des um den heißen Brei herumredenden BP-Managers Doug Suttles, der am Donnerstagabend erst nach langem Drängen vor TV-Kameras einräumt, dass man insgeheim stundenlang das Einpumpen des Schlammes beim "Top Kill"-Verfahren gestoppt hat und dass der Ausgang des Versuchs weiter zweifelhaft ist. Eine Geheimniskrämerei, die den Eindruck erweckt, dass BP der US-Regierung weiter auf der Nase herumtanzt und der Präsident dies zulässt. Hinzu kommt die nach 38 Tagen drastisch nach oben korrigierte Menge des austretenden Öls.

Von einem "Missverhältnis von Worten und Taten" sprach im Vorfeld der gestrigen Obama-Reise die Zeitung "USA Today". Und eine Flut weiterer negativer Bilder unterstützt diese Analyse. Der Demokraten-Stratege James Carville schipperte stundenlang durch die ölverseuchten Marschen - und erklärte im Sender CNN den Bankrott der Hilfsmaßnahmen. "Es geschieht gar nichts, absolut gar nichts. Niemand schöpft das Öl ab." Ein Fazit, das sich auch dem Reporter dieser Zeitung in der Krisenregion aufdrängt. Im Naturschutzgebiet Grand Isle, dem Reiseziel Obamas, lagen kilometerlang angespülte Ölsperren unwirksam im Sand. In Venice, dem südlichsten Zipfel Louisianas, entdeckten der Lokalpolitiker Billy Nungesser und Helfer weite Ölschwaden, die sich in den Marschen festsetzten. "Wir alarmierten BP und die Küstenwache, und die kamen für eine erste Analyse - fünf Tage später," sagt ein zorniger Nungesser, der gestern Obama Klartext ankündigte. Denn: "Niemand weiß, wer wirklich zuständig ist."

Unterdessen meldete BP erste Erfolge beim Versuch, das Bohrloch zu schließen. Seit Freitagmorgen ströme nur noch wenig Öl und Gas ins Meer. Allerdings könne der Ausgang der Operation "Top Kill" erst am Sonntag endgültig beurteilt werden.

 Unterwasseraufnahme von der Bruchstelle, aus der Öl ausströmt. Fotos: dpa

Unterwasseraufnahme von der Bruchstelle, aus der Öl ausströmt. Fotos: dpa

 Helfer reinigen den Strand.

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