Militärgeheimdienst GRU Westen wirft Russland Cyberattacken vor

Den Haag/London · Niederländer und Briten erheben schwere Anschuldigungen gegen den Militärgeheimdienst GRU.

Der Westen wirft Russland in bisher schärfstem Ton vor, hinter vielen großen Hackerangriffen der vergangenen Jahre zu stecken. Dazu gehören auch die Cyberattacken auf den Deutschen Bundestag und das Datennetzwerk des Bundes. Agenten des russischen Militärgeheimdienst GRU seien zudem im April in den Niederlanden bei dem Versuch erwischt worden, sich ins Computernetz der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) zu hacken. Die untersuchte damals Chemiewaffen-Angriffe in Syrien sowie die Gift-Attacke auf den russischen Ex-Spion Sergej Skripal und seine Tochter Julia in Großbritannien.

Die niederländischen Ermittler hätten Laptops und Handys der Spione beschlagnahmt und untersucht, erklärte Verteidigungsministerin Ank Bijleveld gestern in Den Haag. Daraus sei deutlich geworden, dass auch Hacker-Attacken in der Schweiz und auf die strafrechtliche Untersuchung zum Abschuss des Passagierfluges MH17 geplant waren. Im Kofferraum des Autos fanden die Ermittler Spezialgeräte für Hacker-Angriffe.

Wenige Stunden vor den Enthüllungen in Den Haag veröffentlichte die britische Cyberabwehr eine Liste von Hackergruppen, hinter denen „so gut wie sicher“ der GRU stehe. Darunter ist auch „APT 28“, die hinter den Angriffen in Deutschland vermutet wird. Experten gingen bereits davon aus, die offizielle Anschuldigung aus London untermauert nun den Verdacht. Russland wies den Vorwurf umgehend zurück.

Bei dem Angriff auf den Bundestag im Jahr 2015 hatten sich Angreifer so weitreichenden Zugang verschafft, dass die Bundestags-IT ausgetauscht werden musste. Beim Angriff auf das sensible Datennetzwerk des Bundes und der Sicherheitsbehörden hatten Cyberspione unter anderem erfolgreich das deutsche Außen- und das Verteidigungsministerium attackiert.

Politiker griffen zu scharfen Worten: Laut Außenminister Jeremy Hunt zeigen die Angriffe, dass Russland agiere, ohne das Völkerrecht zu beachten. Er hält weitere Sanktionen für möglich. Verteidigungsminister Gavin Williamson sagte: „So handelt keine Großmacht, das sind Handlungen eines Pariastaates.“

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