New Yorker Polizei schlägt zurückManhattan soll noch viel mehr Überwachungskameras bekommen

New York. Faisal Shahzad saß bereits in einem Flieger mit Kurs auf Dubai, als Sicherheitskräfte die Maschine kurz vor Mitternacht zurück an das Gate riefen. Am Flugsteig des John F. Kennedy-Flughafens nahmen Beamte den 30-jährigen Amerikaner pakistanischer Herkunft fest

New York. Faisal Shahzad saß bereits in einem Flieger mit Kurs auf Dubai, als Sicherheitskräfte die Maschine kurz vor Mitternacht zurück an das Gate riefen. Am Flugsteig des John F. Kennedy-Flughafens nahmen Beamte den 30-jährigen Amerikaner pakistanischer Herkunft fest. Shahzad stand in dringendem Verdacht, für den missglückten Terroranschlag am Times Square vergangenen Samstag verantwortlich zu sein. Am Abend gestand er die Tat. Justizminister Eric Holder informierte US-Präsident Barack Obama, der die Ermittlungen im Detail verfolgt hatte, über Einzelheiten des Durchbruchs bei den Ermittlungen. In einer seltenen nächtlichen Pressekonferenz wandte sich Minister Holder anschließend an die Öffentlichkeit: "Es ist klar, dass die Absicht dieses terroristischen Aktes darin bestand, Amerikaner zu töten." Die Polizei nahm zwei weitere Passagiere an Bord des Emirate-Flugs 202 in Gewahrsam. Zunächst blieb unklar, ob die beiden Personen in Verbindung mit Shahzad standen. "Im Laufe des Tages haben wir signifikante zusätzliche Beweise gesammelt, die zu der Festnahme führten", sagte Holder. Den Verantwortlichen im Heimatschutz-Ministerium fiel der Tatverdächtige bei einer Überprüfung auf der Passagierliste in letzter Minute auf. Dubai ist eine Drehscheibe im internationalen Flugverkehr und war für Shahzad vermutlich ein Zwischenstopp auf der Weiterreise in die pakistanische Hafenstadt Karachi. Lokale Medien berichten, der Times-Square-Bombenleger habe dort Familienbande. Kürzlich verbrachte der zweifache Familienvater fünf Monate in Pakistan, während Frau und Kinder in Connecticut blieben. Eine Sondereinheit konzentriert sich jetzt darauf, mögliche internationale Kontakte und Hintermänner zu finden. "Wir werden nicht nur die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen", so Justizminister Holder, "sondern darüber hinaus auch versuchen, Geheimdienst-Informationen über terroristische Organisationen im Ausland zu gewinnen." Unklar blieb, ob Al Qaida den Auftrag zu dem Terroranschlag gegeben hatte. "Denken Sie in kleineren Kategorien", erklärte dazu ein Mitarbeiter der US-Regierung gegenüber "Washington Post". Am Tag nach dem missglückten Bombenanschlag bezichtigten sich die Taliban in Pakistan selbst der Tat. In einem zweiten Video, das Sicherheitsexperten für authentisch halten, droht der Führer der Taliban, Hakimullah Mehsud, Anschläge auf US-Städte "in einigen Tagen oder innerhalb eines Monats" an. Die US-Geheimdienste waren bisher davon ausgegangen, dass sie Mehsud bei einem Drohnenangriff getötet hatten. Den Durchbruch bei den Ermittlungen brachten offenbar Spuren in dem grauen Nissan Pathfinder, den Shahzad mit einem improvisierten Sprengsatz nahe des Times Square abgestellt haben soll. Er hatte das im Internet angebotene Fahrzeug kürzlich für 1300 US Dollar (rund 970 Euro) in Bridgeport im US-Bundesstaat Connecticut erworben. Die Verkäuferin erklärte den Ermittlern, ein Mann, der "wie jemand aus dem Nahen Osten oder ein Latino aussah", habe den Nissan ohne Kaufvertrag genommen und bar bezahlt. Die Polizei sucht weiter nach einem rund 40-jährigen Mann, den Videos von Sicherheitskameras in der Nähe des Fahrzeugs zeigen. "Wir wollen mit ihm reden", sagte ein Sprecher der Polizei, der betonte, es könne am Ende gut sein, dass er nichts mit dem Geschehen zu tun habe. Innenministerin Janet Napolitano warnte davor, voreilige Rückschlüsse zu ziehen. Der Fall sei noch nicht abgeschlossen. Ungeachtet dessen lobte der Bürgermeister von New York den raschen Fahndungserfolg als Ergebnis der intensiven und gut koordinierten Ermittlungen rund um die Uhr. "Ich hoffe, diese beeindruckende Leistung schreckt jeden ab, der uns Schaden zufügen will", sagte Michael Bloomberg. Analysten meinten, die schnelle Festnahme Shahzads sei politisch ein Plus für Präsident Obama, dem die Republikaner vorhalten, nicht genügend im Kampf gegen den Terrorismus zu tun.New York. Überwachungskameras, die jede Bewegung von Fußgängern und Autofahrern aufzeichnen, Lesegeräte für Autokennzeichen und Sensoren für Sprengstoff und Waffen: Zum Schutz vor Terroranschlägen haben die Behörden im New Yorker Stadtteil Manhattan ein hochtechnisches System der Videoüberwachung aufgebaut. Der vereitelte Autobombenanschlag am Times Square am Samstag hat ihnen nun ein neues Argument geliefert, die Zahl der Überwachungskameras auch in anderen Teilen der Millionenmetropole zu erhöhen. Bei der Fahndung nach zwei Verdächtigen stützten sich die Ermittler vor allem auf Videobilder: Einer der beiden Männer wurde nach Angaben von Polizeichef Raymond Kelly von einer Überwachungskamera gefilmt, als er sich vom Tatort entfernte und sich dabei "verstohlen" umsah. Ein zweiter Verdächtiger auf dem Broadway war demnach auf einem Touristen-Video zu sehen. Rund um den Times Square hängen bereits mehr als 80 Überwachungskameras. Im südlichen Teil Manhattans, wo das US-Finanzzentrum rund um die Wall Street und die Baustelle des World Trade Centers liegen, geht die Videoüberwachung sogar schon viel weiter. Im Rahmen der sogenannten Lower Manhattan Security Initiative wurde die Südspitze der Insel flächendeckend mit Kameras, Kennzeichenlesegeräten und Sprengstoffsensoren ausgestattet. Polizisten werten dabei auch die Bilder privater Kameras, etwa aus Geschäften, aus. In einem nächsten Schritt sollen in Süd-Manhattan zusätzlich Strahlensensoren eingesetzt und die sogenannte Operation Sentinel gestartet werden. Damit soll jedes Fahrzeug erfasst werden, das auf die Insel Manhattan fährt. Im Oktober verkündete New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg, das System auf Midtown Manhattan auszuweiten, wo auch der Times Square mit seinen berühmten Leuchtreklamen liegt. Für die Erweiterung sind nach seinen Angaben bereits 110 Millionen Dollar (knapp 84 Millionen Euro) im Haushalt eingeplant. afp "Ich hoffe, diese beeindruckende Leistung schreckt jeden ab, der uns Schaden zufügen will."Michael Bloomberg, Bürgermeister von New York zur schnellen Festnahme eines Verdächtigen

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