Neues Modell soll mehr Ärzte aufs Land zwingen

Berlin/Saarbrücken. Mit einer rigorosen Zulassungsregelung will die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) den zunehmenden Ärztemangel auf dem flachen Land stoppen. Patientenvertreter und Krankenkassen sollen zusammen mit Medizinern, Krankenhäusern und Ländern gemeinsam festlegen, wo sich Haus- und Fachärzte niederlassen dürfen

Berlin/Saarbrücken. Mit einer rigorosen Zulassungsregelung will die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) den zunehmenden Ärztemangel auf dem flachen Land stoppen. Patientenvertreter und Krankenkassen sollen zusammen mit Medizinern, Krankenhäusern und Ländern gemeinsam festlegen, wo sich Haus- und Fachärzte niederlassen dürfen. Nur durch eine solch "sektorenübergreifende Bedarfsplanung" könne die flächendeckende Versorgung sichergestellt werden, sagte der KBV-Vorsitzende Andreas Köhler.Ein Problem sei, dass sich viele Mediziner gerne in den Ballungsgebieten niederließen. Niemand brauche aber im Umfeld eines Krankenhauses fünf Ärzte der gleichen Fachrichtung. Die Ursache für die ungleiche Verteilung liegt laut KBV nicht zuletzt im finanziellen Bereich: So hätten in einer Umfrage Mediziner ihre Bereitschaft zum Wechsel auf eine Landarztstelle an einen Mehrverdienst von 8000 Euro monatlich geknüpft.

Nach Ansicht Köhlers können Ärzte deshalb nur noch dort eine Praxis aufmachen, wo der Zulassungsausschuss einen Bedarf erkennt. Dies sei zwar "ein sehr rigides Instrument", er sehe aber keine andere Möglichkeit, das Problem in den Griff zu bekommen.

Der Vizepräsident des Saar-Ärztekammer, Josef Mischo, sieht dies anders: "Ich persönlich halte von der Idee herzlich wenig. Wenn jemand in einer so belastenden Tätigkeit wie dem Arztberuf irgendwohin gedrängt wird, kann das nichts werden. Dann macht er keine gute Arbeit, weil er nicht mit dem Herzen bei der Sache ist."

Zudem bezweifelt Mischo, dass es überhaupt so viele Ärzte gibt, die man aufs Land zwingen könnte: "Bevor sich ein junger Arzt irgendwo hinsetzen lässt, bleibt er in der Klinik, geht in die Industrie oder ins Ausland." Der drohende Ärztemangel resultiert aus Sicht von Mischo vor allem aus den "äußeren Bedingungen" des Berufs, etwa der gestiegenen Bürokratisierung. Die Kassenärztliche Vereinigung geht davon aus, dass im Saarland in den nächsten fünf Jahren rund ein Viertel der 1200 niedergelassenen Ärzte in den Ruhestand geht. dpa/tho

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