Keine Mails mehr nach Feierband? Neuer Vorstoß zu Recht auf Nichterreichbarkeit

Stuttgart/Saarbrücken · Nach dem Feierabend geht für viele Beschäftigte die Arbeit weiter – ist damit bald Schluss?

 Uwe Hück, Vorsitzender des Porsche- Betriebsrats

Uwe Hück, Vorsitzender des Porsche- Betriebsrats

Foto: dpa/Marijan Murat

  Aus Sorge vor zu hoher Arbeitsbelastung fordert Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück die Löschung dienstlicher E-Mails während der Freizeit. Mailkonten von Mitarbeitern sollten zwischen 19 und 6 Uhr sowie am Wochenende und im Urlaub gesperrt werden: „Abends noch Mails vom Chef lesen und beantworten, ist unbezahlte Arbeitszeit, die den Stress erhöht – das geht gar nicht.“ Mails, die in dieser Zeit eintreffen, sollten an den Absender zurückgeschickt werden und nicht mehr in der Mailbox des Mitarbeiters vorhanden sein, also automatisch gelöscht werden.

Hück peilt eine Betriebsvereinbarung an, die eine solche Mailsperre vorsieht. Das Vorhaben wäre eine Verschärfung von Regeln des Porsche-Mutterkonzerns VW. Bei dem Autobauer können Tarifbeschäftigte unter der Woche zwischen 18 und 6 Uhr sowie an Wochenenden keine Dienstmails mehr bekommen oder versenden. Gelöscht werden diese aber nicht. Dies geht Hück nicht weit genug. „Was nützt Dir eine Mailsperre, wenn Du ins Büro kommst und erstmal Unmengen an Mails abarbeiten musst.“ Wichtige Mails müsste der Absender tagsüber eben noch einmal schicken, so der Betriebsrat.

Allerdings soll es Ausnahmeregeln geben, etwa für die Spätschicht oder für Kollegen, zu deren Jobs die Kommunikation mit China oder USA gehört. Auch Führungskräfte wären nach Ansicht Hücks außen vor: „Wer als Manager einen hohen Bonus bekommt, der kann auch abends noch eine Mail beantworten.“

Unterstützung für Hücks Vorschlag kam gestern aus der Linkspartei und von Saar-DGB-Chef Eugen Roth, der von einem erfreulichen Signal gegen die Auswüchse des entgrenzten Arbeitens sprach. Dienstmail-Verkehr in der Freizeit sei „nicht die Ausnahme, sondern system-immanent“. Nicht umsonst sei die Zahl psychosomatischer Krankheiten massiv gestiegen. Joachim Malter von der Vereinigung der saarländischen Unternehmensverbände lehnt die von Hück verlangten „datentechnischen Zwangsmaßnahmen“ dagegen ab. So etwas passe nicht in eine Zeit selbstbestimmten Arbeitens.

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