Neuer Skandal um Organspende in Herz-Klinik

Berlin · Ein neuer Transplantationsskandal erschüttert Deutschland. In einer renommierten Berliner Klinik sollen Ärzte Wartelisten für Spenderherzen manipuliert haben.

In einem neuen Organspende-Skandal in Deutschland geraten jetzt auch Herz-Transplantationen ins Zwielicht. Zwei Jahre nach der Affäre um manipulierte Wartelisten für Leberkranke in Göttingen richtet sich ein schwerwiegender Verdacht gegen das Deutsche Herz-Zentrum in Berlin , eine der weltweit führenden Kliniken auf diesem Gebiet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Totschlags. Offensichtlich wurden Patienten auf der Warteliste bevorzugt, während andere nach hinten rutschten und damit in Lebensgefahr gerieten. Geprüft werde auch, ob Patienten wegen möglicher Manipulationen starben, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft .

Nach Angaben des Berliner Gesundheitssenators Mario Czaja (CDU ) geht es um den konkreten Vorwurf, dass Patienten von 2010 bis 2012 hohe Dosierungen eines herzunterstützenden Medikaments bekamen. Ärzte sollen das Mittel unmittelbar vor einem Dringlichkeitsantrag verabreicht haben, um so den Status ihrer Patienten auf der Warteliste zu verbessern. Nach Informationen der "Berliner Zeitung" und des "Tagesspiegels" geht es um knapp 30 Fälle. Eine Oberärztin soll die hohen Dosen verschrieben haben.

Das Renommee des Herz-Zentrums, das unzählige Leben gerettet hat, müsse mit lückenloser Aufklärung wieder hergestellt werden, erklärte Czaja. Das Vertrauen der Öffentlichkeit sei bereits stark erschüttert. Ein Sprecher der Berliner Grünen-Fraktion forderte Konsequenzen. "Wenn an dem Verdacht etwas dran ist, schockt mich das", sagte er. Es müsse geprüft werden, ob es Einzelfälle seien oder ob eine Systematik dahinterstecke. Die Stiftung Patientenschutz warf dem Herz-Zentrum vor, seit Monaten von den Vorwürfen gewusst zu haben. >

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HintergrundIn Deutschland warten etwa 10 700 schwer kranke Menschen auf ein lebensrettendes Spenderorgan. Alle acht Stunden stirbt einer von ihnen, weil kein Organ rechtzeitig zur Verfügung steht. Besonders verschärft hat sich die Lage seit 2012, als Manipulationen bei der Zuteilung von Ersatzlebern in Göttingen , Regensburg, Leipzig und München bekannt wurden. dpa

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