Neuer Skandal um Berlusconi und die Frauen

Rom. Die Frauengeschichten des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hören nicht auf - und zunehmend zeigen sich auch Parteifreunde über das Verhalten Berlusconis verstört

Rom. Die Frauengeschichten des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hören nicht auf - und zunehmend zeigen sich auch Parteifreunde über das Verhalten Berlusconis verstört. Erst diskutierte Italien Ende April über die 18-jährige Noemi Letizia (Foto: dpa), dann über junge Frauen wie Angela Sozio, welche in Berlusconis Luxusvilla ein und ausgingen - nun beherrscht ein neuer Name die Titelseiten: Patrizia D'Addario - Künstlername: "Patrizia Brummel".

"Ich war auf zwei Festen, ich habe Tonaufnahmen, und ich weiß, dass die anderen Mädchen das bezeugen können", sagte Patrizia D'Addario, früher Prostituierte, jetzt so genannte "Begleiterin" zum "Corriere della Sera". Demnach seien ihr 2000 Euro versprochen worden, wenn sie zu einem Fest mit Berlusconi in seiner römischen Residenz, dem Palazzo Grazioli, komme. "Beim ersten Mal waren wir ungefähr 20, beim zweiten Abend, am Abend der Wahl von Obama, habe ich dort übernachtet."

Anders als etwa bei der Schülerin Noemi Letizia soll Italiens Ministerpräsident allerdings nicht selbst den Kontakt gesucht haben. Stattdessen soll der Unternehmer Gianpaolo Tarantini versucht haben, über Patrizia D'Addario und andere schöne Frauen einen besseren Zugang zum Ministerpräsidenten zu erhalten. Deshalb ermittelt die Staatsanwaltschaft nun wegen "Verleitung zur Prostitution".

Dass die Damenbesuche bekannt wurden, liegt daran, dass die Staatsanwaltschaft von Bari ursprünglich in einer anderen Sache gegen Gianpaolo Tarantini ermittelte, wegen einer Korruptionsaffäre im staatlichen Gesundheitsdienst. Dann, beim Abhören der Telefone, fielen den Beamten Gespräche mit Frauen auf, in denen es nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft um die Bezahlung für "Dienste in besonderen Orten in Sardinien und in Rom" ging. Die Finanzpolizei will nun auch herausfinden, ob der berufliche Erfolg Gianpaolo Tarantinis auch darauf beruht, dass er politische Vergünstigungen erhielt, im Tausch für rauschende Feste mit schönen Frauen.

Während Berlusconi die neuesten Berichte als "Müll" bezeichnet, sind mittlerweile auch die eigenen Reihen peinlich berührt. Berlusconis Anwalt Niccolò Ghedini erklärte etwas bemüht, selbst wenn die Berichte von Patrizia D'Addario wahr seien, seien sie doch strafrechtlich irrelevant, schließlich sei Berlusconi ja nur "Endverbraucher" gewesen, nicht Organisator der Prostitution. Doch der Unmut über den Regierungschef wächst, schließlich stehen am Wochenende in mehreren italienischen Städten Stichwahlen um das Amt des Bürgermeisters an. Die Zeitung "La Repubblica" berichtete am Freitag von "greifbarer Nervosität" in der Regierungskoalition, einzelne Parlamentarier hätten schon mit einem Rücktritt Berlusconis gerechnet. Auch die katholische Kirche Italiens, von Berlusconi bislang umgarnt, sucht die Distanz. In der Zeitung "L Avvenire", herausgegeben von der italienischen Bischofskonferenz, heißt es am Freitag: "Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, Antworten zu bekommen - so schnell wie möglich."

Ein bisschen peinlich sind die neuesten Enthüllungen auch für die Opposition, vor allem für die "Demokratische Partei". Denn zum einen standen zwei Parteigenossen ebenfalls in einem freundschaftlichen Verhältnis zum Organisator der fragwürdigen Feste, Gianpaolo Tarantini, zum anderen steht der neue Skandal in einem merkwürdigen zeitlichen Zusammenhang mit einer Äußerung des Parteigranden Massimo D'Alema: Anfang der Woche hatte der die Opposition aufgefordert, "wachsam" zu sein, da "Erschütterungen" in der Regierung kurz bevor stünden. Nun, da mit den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft diese "Erschütterungen" fast unmittelbar folgten, bekommt Silvio Berlusconi frischen Wind für die immer wieder von ihm geäußerte These, die "linke Justiz" betreibe seinen Sturz. Am Rande des EU-Gipfels in Brüssel zeigte sich Berlusconi aber selbstbewusst und sagte in einem vom italienischen Fernsehen gefilmten Telefonat mit seinem Anwalt: "Die Italiener werden das nicht hinnehmen."

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