Neue Milliarden-Hilfen für Banken in Europa

Berlin. Europa wappnet sich gegen einen drohenden Bankenkollaps: Um die Geldinstitute vor dem Sog der Staatsschuldenkrise zu schützen, pumpt die Europäische Zentralbank (EZB) billiges Geld ins Finanzsystem - mit langen Laufzeiten und in unbegrenzten Mengen

Berlin. Europa wappnet sich gegen einen drohenden Bankenkollaps: Um die Geldinstitute vor dem Sog der Staatsschuldenkrise zu schützen, pumpt die Europäische Zentralbank (EZB) billiges Geld ins Finanzsystem - mit langen Laufzeiten und in unbegrenzten Mengen. Die Notenbank werde "zwei langfristige Refinanzierungs-Operationen anstoßen" und die Banken damit zu einem festen Zinssatz mit Geld versorgen, sagte gestern EZB-Präsident Jean-Claude Trichet (Foto: afp). Mit diesem Instrument, das bereits in der Finanzmarktkrise ab 2008 eingesetzt wurde, soll ein Austrocknen des Kreditmarkts verhindert werden. Ein Programm mit einer Laufzeit von voraussichtlich zwölf Monaten soll noch im Oktober starten, ein zweites im Dezember mit einer Laufzeit von 13 Monaten.Daneben beschloss die EZB ein erneutes Ankaufprogramm für Staatsanleihen im Gesamtwert von 40 Milliarden Euro. 2010 hatte die EZB erstmals dieses Mittel angewendet, mittlerweile hat sie Staatsanleihen über rund 160 Milliarden Euro gekauft. Die Währungshüter wollen damit den Markt beruhigen und die Zinsen für Schuldpapiere hoch verschuldeter Staaten drücken.

Die Situation des Bankensektors erfordere "besondere Wachsamkeit", erklärte Trichet. Die Kreditinstitute müssten "alles" tun, um die eigene Kapitalbasis zu erhöhen. Hintergrund ist die Sorge, dass aus der Staatsschuldenkrise eine Kreditkrise erwachsen könnte, die negativ auf die gesamte Wirtschaft im Euro-Raum ausstrahlen würde. Wegen des Misstrauens an den Finanzmärkten haben Banken derzeit Probleme, sich am Markt mit Geld zu versorgen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warb daher gestern ebenfalls für staatliche Unterstützung für die Banken. Sollten diese dringend Geld benötigen, dürften die europäischen Staaten mit Finanzhilfen "nicht zögern". Dies wäre "vernünftig investiertes Geld", weil ansonsten auftretende Schäden "um Größenordnungen höher" ausfallen würden, sagte Merkel. Zunächst aber sollten die Banken selbst zusehen, wie sie an Kapital kämen. , Meinung dpa/afp

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