Neue Arzneien bringen selten größeren Nutzen

Berlin · Sie sollen gegen Volkskrankheiten helfen, doch laut offizieller Prüfung bringen nicht alle neuen Pillen wirklich mehr. Das zeigt jetzt eine Bilanz des zuständigen Bundesausschusses.

Nur jedes fünfte neue Medikament gegen schwere Krankheiten bringt den Patienten einen bedeutenden Zusatznutzen. Das geht aus einer Bilanz des zuständigen höchsten Gremiums im Gesundheitswesen hervor, des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Dieser Zusammenschluss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken steht unter der Leitung des ehemaligen saarländischen Gesundheitsministers Josef Hecken (CDU).

Von 37 in den vergangenen beiden Jahren überprüften neuen Mitteln erkannte der G-BA nur in sieben Fällen einen beträchtlichen Zusatznutzen. In 14 einen geringen und in drei einen nicht näher bestimmbaren. Den meisten anderen Medikamenten wurde kein Mehrwert oder das Fehlen vollständiger Nachweise durch die Hersteller bescheinigt. Die Bilanz Heckens kommt zwei Jahre nach der schwarz-gelben Arzneireform, die die Vorgaben für die Bewertung neuer Pillen machte.

Mit Spannung wird nun die bevorstehende Bewertung des Hecken-Gremiums von schon länger auf dem Markt befindlichen Arzneimitteln erwartet. Betroffen sind dabei die umsatzstärksten Arzneien unter Patentschutz, die oft millionenfach verordnet werden und hohe Renditen für die Hersteller abwerfen. Das politische Ziel sind erhebliche Einsparungen in Milliardenhöhe. Den Anfang machen sechs Gruppen von Medikamenten gegen Schmerzen, Herzleiden, Diabetes und andere Krankheiten. Sie haben laut Hecken ein Umsatzvolumen von zusammen rund fünf Milliarden Euro.

Wenn die Bewertung einer bisher als Spitzen-Medikament eingestuften Arznei schlecht ausfällt, könnten Ärzte mit ihren Rezepten künftig auf andere Mittel ausweichen. Zudem führen die Hersteller auf der Basis der Bewertungen Preisverhandlungen mit den Krankenkassen. Hecken sagte, die jetzt vorgelegte Bewertung zeige, dass sein Gremium fair vorgehe. Man liege "deutlich über den Bewertungsergebnissen in anderen Vergleichsstaaten". Vertreter der Pharmaindustrie monierten dagegen, durch die Bewertungen komme die Versorgung mit innovativen Arzneimitteln nur noch bei Wenigen an. >

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