Neue Anschläge in Frankreich verhindert

Paris · Mit der Festnahme fünf Verdächtiger hat die französische Polizei einen Anschlag nächste Woche verhindert. Die Gruppe kundschaftete mehrere Ziele aus, darunter Disneyland.

Mit der Festnahme eines Terrorkommandos in Straßburg und Marseille ist Frankreich einem nächste Woche geplanten Anschlag entgangen. "Eine kurz bevorstehende Tat wurde vereitelt", sagte der Pariser Staatsanwalt François Molins gestern mit ernster Miene. Bereits am Wochenende hatte die Polizei sieben Männer in den beiden französischen Metropolen festgenommen, die offenbar am 1. Dezember zuschlagen wollten. Wo genau, sei aber noch unklar gewesen. "Es herrschte der offensichtliche Wille, schnell Ziele zu finden, um kurzfristig zuzuschlagen."

Gegen fünf der Festgenommenen soll nun ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden. Ihnen wird "Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung" und Waffenbesitz zu terroristischen Zwecken vorgeworfen. Die Gruppe, darunter vier Jugendfreunde aus Straßburg, wartete wohl auf eine Waffenlieferung, um in Aktion zu treten. Die Polizei fand auch IS-Propagandamaterial und Schriften, die den Märtyrertod verherrlichten. Die Festgenommenen seien durch den IS "ferngesteuert" worden. Von einem Auftraggeber im syrisch-irakischen Grenzgebiet hätten sie ihre Anweisungen erhalten, sagte Molins.

Die Prüfung der beschlagnahmten Computer und Telefone ergab laut Medienberichten, dass das Kommando mehrere religiöse Stätten, den Sitz des Inlandsgeheimdienstes DGSI und der Kriminalpolizei in Paris auskundschaftete. Auch Disneyland, der Weihnachtsmarkt auf den Champs Elysées und Café-Terrassen sollen mögliche Ziele gewesen sein. Der Bürgermeister von Straßburg versicherte kurz nach den Festnahmen , dass der weltbekannte Weihnachtsmarkt der Stadt nicht im Visier gewesen sei. Die Bewohner von Straßburg reagierten schockiert auf die Festnahmen , da einer der Verdächtigen in einer Schule arbeitete.

Zwischen den vier Männern in Straßburg und dem in Marseille gab es laut Molins keinen direkten Kontakt. Von einer Radikalisierung wussten die Geheimdienste nur im Fall des in Marseille festgenommenen Hicham E., da sie von den Behörden Portugals vorgewarnt worden waren. Dort hatte der Obdachlose (38) zuvor gelebt. Zeitgleich mit einem Mitglied der Straßburger Gruppe soll er 2015 im in Syrien gewesen sein. Zwei der Festgenommenen hatten die Periscope-App auf ihrem Handy, mit der wollten sie offenbar ihre Tat filmen.

Erst vor knapp zwei Wochen hatte Frankreich der 130 Todesopfer der Anschläge vom 13. November 2015 gedacht. Zu den Angriffen auf das Stade de France, mehrere Cafés und den Konzertsaal Bataclan hatte sich der IS bekannt. In Nizza war am 14. Juli ein Attentäter mit einem Lastwagen in die Menschenmenge gerast und hatte 86 Menschen getötet.

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