Nervosität an den Wahlurnen

Teheran. Für das iranische Staatsfernsehen ist die Angelegenheit klar. Die Wahlbeteiligung bei den Parlamentswahlen am Freitag sei hoch. Die Wähler hätten damit dem Westen gezeigt, wie wenig sie die Sanktionen und der wachsende Druck auf die Regierung in Teheran beeindruckten. So stellt zumindest die Staatspropaganda den Wahltag dar

Teheran. Für das iranische Staatsfernsehen ist die Angelegenheit klar. Die Wahlbeteiligung bei den Parlamentswahlen am Freitag sei hoch. Die Wähler hätten damit dem Westen gezeigt, wie wenig sie die Sanktionen und der wachsende Druck auf die Regierung in Teheran beeindruckten. So stellt zumindest die Staatspropaganda den Wahltag dar. Für Präsident Mahmud Ahmadinedschad gilt der Urnengang auch als Test für seine eigene Popularität - drei Jahre nach seiner von Fälschungsvorwürfen überschatteten Wiederwahl. Seine Rivalen bringen sich vor der Präsidentenwahl 2013 ebenfalls in Position.Bei der Parlamentswahl geht es auch um den Machtkampf zwischen dem Clan des radikalen Präsidenten Ahmadinedschad und den Anhängern des konservativen Religionsführers Ajatollah Ali Chamenei. Doch bei vielen Wählern herrscht eher Desinteresse vor. "Ich kenne nicht einmal 30 Kandidaten. Und ich weiß auch nicht, was sie voneinander unterscheidet", sagt die Teheranerin Mahin. Die 38-Jährige betreibt einen Imbiss im Norden der Hauptstadt. Sie habe keine Zeit zu wählen, denn schließlich müsse am Wahltag auch noch der Hausputz erledigt werden.

In den ersten Stunden nach Öffnung der Wahllokale habe es einen regen Andrang gegeben, berichtet der Staatssender Irib. Augenzeugen in Teheran konnten dies zunächst nicht bestätigen. Die Menschen seien eher mit den Vorbereitungen für das persische Neujahrsfest am 21. März beschäftigt, sagen Teheraner. Die Opposition hatte zum Boykott aufgerufen. Genaue Zahlen über die Wahlbeteiligung lagen am Freitagabend nicht vor.

Vor allem der Frage nach der Wahlbeteiligung gilt am Wahltag besonderes Augenmerk. Sie ist besonders heikel, denn die iranische Führung sieht eine hohe Beteiligung als Zeichen der Loyalität der Bürger. Aus diesem Grunde wurde auch die Berichterstattung ausländischer Medien am Wahltag genau beobachtet. Westlichen Medien wird von Teheran oft Voreingenommenheit und Parteinahme vorgeworfen. dpa

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