Farc gibt Waffen ab In Kolumbien ist der Friede jetzt greifbar

Bogota/Rio (epd) Präsident Juan Manuel Santos ist geradezu euphorisch. „Ab Dienstag existiert die Farc-Guerilla nicht mehr“, kündigte Kolumbiens Staatschef vielversprechend an. Santos weiß, dass seine kriegsmüden Landsleute nach über 50 Jahren blutigen Konflikts mit Hunderttausenden Toten, Verletzten und Vertriebenen dem Frieden noch nicht trauen. Es wirke so, als ob die Kolumbianer gar nicht mitkriegten, was gerade passiere, bedauert Santos. „Stellen Sie sich vor, was das Ende dieser Guerilla bedeutet!“

Bogota/Rio (epd) Präsident Juan Manuel Santos ist geradezu euphorisch. „Ab Dienstag existiert die Farc-Guerilla nicht mehr“, kündigte Kolumbiens Staatschef vielversprechend an. Santos weiß, dass seine kriegsmüden Landsleute nach über 50 Jahren blutigen Konflikts mit Hunderttausenden Toten, Verletzten und Vertriebenen dem Frieden noch nicht trauen. Es wirke so, als ob die Kolumbianer gar nicht mitkriegten, was gerade passiere, bedauert Santos. „Stellen Sie sich vor, was das Ende dieser Guerilla bedeutet!“

In diesen Tagen wird die Farc ihre letzten Waffen abgeben. Das sieht der Zeitplan der Friedensvereinbarung vor, die seit Dezember in Kraft ist. Knapp zwei Drittel der Waffen sind schon in den Containern der UN-Mission, die den Prozess überwacht. Santos sieht den Tag der letzten Waffenabgabe als das Ende der Farc. Doch die Rebellen widersprachen dem Präsidenten umgehend. „Es ist mitnichten das Ende der Farc,“ erklärte Jesús Santrich, Mitglied des Kommandostabs der Guerilla in Auflösung. „Wir verwandeln uns in eine legale Organisation und demnächst in eine Partei, die mit friedlichen Mitteln Politik machen wird.“ Wie während der zähen Verhandlungen zwischen den Kämpfern und der Regierung über vier Jahre lang auf Kuba, feilschen auch jetzt beide Seiten um jedes Wort und jedes Detail.

Direkt nach Unterzeichnung des Abkommens begann die Demobilisierung der Kämpfer. Knapp 7000 Guerilleros befinden sich nun in 26 im ganzen Land verteilten Camps. Dort geben sie ihre Waffen ab und bereiten sich auf das zivile Leben vor. Viele von ihnen leben seit Jahren im Urwald ohne ein festes Dach über dem Kopf gehabt zu haben.

Für seine Dialogpolitik erhielt Santos im vergangenen Jahr den Friedensnobelpreis. Doch während der Vertrag mit der Farc international einhellig begrüßt und als Ende des Krieges begriffen wird, gibt es im Land hartnäckige Zweifel und Vorbehalte. In einem Referendum sprach sich eine knappe Mehrheit der Kolumbianer Ende 2016 gegen das Abkommen aus. Die Skeptiker folgten den Argumenten der rechtskonservativen Opposition um Ex-Präsident Álvaro Uribe, der das Abkommen als „Entgegenkommen an Terroristen“ kritisiert.

Dazu kommen konkrete Probleme bei der Umsetzung des Vertrags: In einigen von der Farc geräumten Gebieten nehmen Kämpfe zwischen anderen bewaffneten Gruppen zu, darunter paramilitärische Milizen, Drogenbanden und einige Farc-Dissidenten, die sich dem Friedenswillen ihrer Führung widersetzen. Auch die kleinere Guerillagruppe ELN setzt weiter auf Gewalt. Seit Monaten werden immer wieder Aktivisten von sozialen Bewegungen auf dem Land umgebracht. Die Täter: Gruppen, die den Frieden verhindern wollen. Dies sei eine der größten Herausforderungen bei der Überwindung des Konflikts, urteilt der Chef der UN-Mission in Kolumbien, Jean Arnault: „Der Staat muss – wie im Friedensvertrag vorgesehen – die Sicherheit aller Menschen garantieren, und unsere Mission wird dies in Zukunft überprüfen.“

In Bezug auf den Friedenswillen von Farc und Regierung hat Arnault jedoch keine Zweifel: „Beide haben eindeutig den Willen, die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen.“ Die Farc-Unterhändler bestanden immer darauf, Fragen der sozialen Gerechtigkeit und eine Agrar­reform in den Vereinbarungen zu verankern. Denn es waren Konflikte um Landverteilung, Ungleichheit und die bittere Armut unter Bauern, die in den 60er Jahren zur Gründung der Guerilla führten. Jahre später kontrollierte die Farc über die Hälfte des Landes und baute parallele Machtstrukturen in den oft unzugänglichen Gebieten auf. Darunter litt vor allem die Zivilbevölkerung, die zwischen den Fronten stand.

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