Nach Skandalen bricht Zahl der Organspender ein

Frankfurt/Homburg · Etwa 11 000 Menschen in Deutschland hoffen auf ein neues Organ. Doch die Zahl der Spender ist auf einen historischen Tiefstand gesunken. Die Politik will jetzt mit Aufklärung gegensteuern.

Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) schlägt Alarm angesichts historisch niedriger Spenderzahlen: Im vorigen Jahr brach die Zahl gegenüber 2012 um rund ein Sechstel auf 876 ein. Das ist der niedrigste Wert seit Verabschiedung des Transplantationsgesetzes im Jahr 1997. Die Zahl der gespendeten Organe ging nach der vorläufigen Bilanz um 13,6 Prozent auf 3034 zurück.

Man betrachte die Entwicklung "mit großer Sorge", sagte DSO-Vorstand Rainer Hess. Einen Grund für die "erschütternde Jahresbilanz" sieht die Stiftung im Skandal um Manipulationen bei Transplantationen, der sich schon 2012 negativ auf die Spendenbereitschaft ausgewirkt hatte. Der Verunsicherung der Patienten müsse entgegengewirkt werden, sagte Hess.

Die Zahl der Spenden ging in allen deutschen Regionen zurück, auch im Saarland. Während 2012 hierzulande 35 Organe gespendet wurden, waren es im vorigen Jahr nur noch 30. Bei den Spendern ging die Zahl von neun auf acht zurück. Der höchste Wert der vergangenen Jahre war 2010 mit 21 Spendern erreicht worden.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, nannte das historische Tief ernüchternd. Der DSO warf er vor, sie habe auf ganzer Linie versagt, denn sie sei für die Aufklärung zuständig. Ohne Transparenz sei kein Vertrauen in der Bevölkerung zu gewinnen.

Dagegen versicherte der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, nach Reformen sei die Transplantationsmedizin so sicher wie nie. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will weiter für Spenden werben. "Jeder, der sich persönlich für eine Organspende entscheidet, kann Leben retten", sagte er. "Wir müssen beharrlich bleiben." Der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn sagte, alle Beteiligten hätten die Pflicht, verstärkt aufzuklären.

Der Transplantationsmediziner Urban Sester von der Uniklinik Homburg sagte, die getroffenen Maßnahmen für bessere Kontrollen bräuchten Zeit zu wirken. "Es wird noch vier bis fünf Jahre dauern, das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen", sagte er zur SZ. > , A 4: Meinung

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