Nach Opel pocht Karstadt auf gleiches Recht

Berlin/Essen. Nach den massiven Staatshilfen für Opel dringt nun der angeschlagene Handels- und Touristikkonzern Arcandor auf Gleichbehandlung. Ein Sprecher erklärte gestern: "Niemand wird behaupten, dass Opel vor dem Ausbruch der Krise 2008 kerngesund war." Trotzdem bekomme der Autobauer Hilfe vom Staat

Berlin/Essen. Nach den massiven Staatshilfen für Opel dringt nun der angeschlagene Handels- und Touristikkonzern Arcandor auf Gleichbehandlung. Ein Sprecher erklärte gestern: "Niemand wird behaupten, dass Opel vor dem Ausbruch der Krise 2008 kerngesund war." Trotzdem bekomme der Autobauer Hilfe vom Staat. Dasselbe müsse nun für die Mutter der Karstadt-Häuser gelten, die bis zum Krisenbeginn nie staatliche Hilfe benötigt habe: "Wir erwarten faire Gleichbehandlung."

Neben Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick (Foto: Konzern) wollen nun auch die Arbeitnehmervertreter direkt mit der Regierung verhandeln. Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier und Finanzminister Peer Steinbrück (beide SPD) seien um Termine gebeten worden, sagte Betriebsratschef Hellmut Patzelt. Man wolle vor allem auf die Gefahr für die 50 000 Arbeitsplätze hinweisen.

Derweil dämpfte Merkel bereits im Vorfeld die Erwartungen: Eine Vorzugsbehandlung für Arcandor werde es nicht geben, so die Kanzlerin. Opel sei ein besonderer Fall gewesen. In allen anderen Fällen gebe es eine klar Vorgehensweise. Die Regierung wird vermutlich nächste Woche über eine Unterstützung für den Konzern entscheiden, zu dem neben Karstadt auch der Versandhändler Quelle und ein Teil des Reiseunternehmens Thomas Cook gehören. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sicherte Arcandor eine ausgewogene Prüfung zu. Zugleich warnte er den Koalitionspartner SPD, mit Arcandor Wahlkampf zu betreiben. SPD-Chef Franz Müntefering pocht derweil mit Hinweis auf die gefährdeten Jobs und eine drohende Verödung der Innenstädte weiter auf Staatshilfen. Guttenberg habe im Fall Opel einen "Unwillen zu helfen" gezeigt, monierte Müntefering.

Zugleich wird die Kritik von Wirtschaftsexperten an staatlicher Hilfe für Firmen härter. Der Chef der Metall-Arbeitgeber, Martin Kannegiesser, warnte vor einer unkontrollierten Ausweitung. Man habe "das Gefühl, als ob alle Dämme brechen". Klaus Zimmermann, Leiter des Wirtschaftsinstituts DIW, nannte die Opel-Lösung einen Fehler. Eine Insolvenz wäre besser gewesen, sagte Zimmermann. > Siehe Seite A 7 dpa/afp

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