„Nach heutigem Wissensstand schützen die Grenzwerte“

Lösen Magnetfelder von Hochspannungsleitungen in der unmittelbaren Nachbarschaft Krankheiten aus? SZ-Redaktionsmitglied Björn Heib sprach mit Anja Lutz vom Bundesamt für Strahlenschutz über eine mögliche Gesundheitsgefährdung.

Viele fürchten, dass die magnetischen Felder der Stromleitungen krankmachen. Welche Auswirkungen können solche Felder auf den Organismus haben?

Lutz: Bei den weitverbreiteten Wechselstromleitungen wechselt der Strom 100 Mal pro Sekunde seine Richtung. So entstehen sogenannte niederfrequente Felder. Sind die zu stark, können Nervenzellen gereizt werden oder es könnte zu Herzrhythmusstörungen kommen. Bei Gleichstromleitungen, die keine niederfrequenten, sondern statische Felder erzeugen, tritt dieser Effekt nicht auf.

Wie stark sind die niederfrequenten magnetischen Felder, die von Stromleitungen ausgehen?

Lutz: Bei Wechselstromleitungen liegt der Grenzwert für das magnetische Feld bei 100 Mikrotesla. Der Durchschnittswert in deutschen Haushalten beträgt 0,1 Mikrotesla. Der größte Teil davon kommt auch noch von den eigenen Elektrogeräten. Berechnungen zufolge wird der Grenzwert direkt unter einer Höchstspannungs-Freileitung selbst bei maximaler Auslastung der Leitung unterschritten.

Heißt das also, es geht keinerlei Gesundheitsgefahr von den Wechselstromleitungen aus?

Lutz: Nach dem heutigen Wissensstand schützen die Grenzwerte ausreichend. Einige Studien weisen allerdings darauf hin, dass eine Dauerbelastung mit niederfrequenten Feldern zu einem höheren Leukämie-Risiko bei Kindern führen könnte. Andere Studien wiederum konnten keinen derartigen Zusammenhang finden. Neue Stromleitungen sollten deswegen vorsorglich so geplant werden, dass sie zu keiner oder nur zu einer geringen zusätzlichen Belastung führen.

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