Nach dem Flugzeugabsturz Flugverbote, Furcht und viele Fragen

Hannover/Addis Abeba · Seit dem Absturz eines Flugzeugs der Ethiopian Airlines am Sonntag mit 157 Toten gibt es viele Fragen. Ein Mangel an Informationen hat Dutzende Länder veranlasst, ein Start- und Landeverbot für Flugzeuge des Typs Boeing 737 Max 8 zu beschließen.

Es war eine Maschine dieses Typs, die am Sonntag abstürzte, und auch im Oktober 2018 in Indonesien. Damals kamen 189 Menschen um. Flugzeugbauer Boeing versichert, die Maschine sei flugtauglich. Es gebe keinen Grund für Startverbote. Ein Überblick.

Was ist genau beim Absturz am Sonntag geschehen?

Augenzeugen wollen gesehen haben, dass sich die Boeing vor dem Aufprall um die eigene Achse gedreht hat, andere berichten von Flammen. Laut der Airline meldeten die Piloten Probleme mit der Flugsteuerung. In Verdacht geriet schnell die Steuerungssoftware. Die Bilder vom Unfallort deuten darauf hin, dass sich die Maschine fast senkrecht in den Boden gebohrt hat. Die Boeing 737 Max 8 von Ethiopian Airlines war auf dem Weg nach Nairobi kurz nach dem Start abgestürzt. Konkrete Hinweise auf die Ursache erhoffen sich die Ermittler durch die Auswertung von Cockpit-Stimmenrekorder und Flugdatenschreiber.

Welche Länder haben seitdem Flugverbote erteilt?

Mehr als 40 Länder inklusive der Europäischen Union haben Flüge von Maschinen des Typs Boeing 737 Max 8 gestrichen. Eines der ersten Länder war China. In dem Land fliegen normalerweise 96 Jets des Typs Max. Das ist mehr als ein Viertel der schätzungsweise 370 Maschinen weltweit. Die Europäische Behörde für Flugsicherheit EASA begründete ihren Schritt eines Start- und Landeverbots damit, dass nach derzeitigem Stand nicht ausgeschlossen werden könne, dass ähnliche Gründe zum Absturz beider Maschinen geführt haben.

Wie reagiert Boeing?

Boeing beschreibt die Max als sicher und verspricht ein Update des Kontrollsystems „in den kommenden Wochen“. Boeing hat kurz nach dem Absturz der Lion-Air-Maschine im Oktober mit der Arbeit an dem Update begonnen. Das Unternehmen justiert ein System, das einen Strömungsabriss verhindern soll, wenn es feststellt, dass die Nase des Flugzeugs zu weit nach oben zeigt und die Geschwindigkeit zu niedrig ist.

Vertreter von Lion Air sagten, Sensoren an dem abgestürzten Flugzeug hätten fehlerhafte Informationen auf den letzten vier Flügen angezeigt, und ein automatisches Absenken der Flugzeugnase ausgelöst, wogegen die Piloten nicht ankamen. Die Maschine stürzte ins Meer.

Ein Sprecher von Boeing sagte, wenn die aktualisierte Software installiert ist, beruhe das System auf Daten von mehr als einem Sensor, um das Kommando zum Absenken auszulösen. Das System werde den Bug des Flugzeugs auch nicht wiederholt absenken. Außerdem wird es laut dem Sprecher mehr Training für Piloten geben.

Sind Mitarbeiter von Fluggesellschaften und Passagiere besorgt?

 Boeing_737_MAX

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Foto: SZ/Steffen, Michael

Die zunächst widersprüchlichen Airline- und Behörden-Entscheidungen dürften die Verunsicherung bei Passagieren erhöht haben. Annullierungen von Flügen sind in Europa jedoch eher unwahrscheinlich: Der Berufsverband der Flugbegleiter, der mehr als 26 000 Mitarbeiter von American Airways repräsentiert, rief dessen Chef Doug Parker auf, ein Startverbot „dringend zu erwägen“.

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