Pause im Mega-Sommer gemeldet Deutschland dürstet nach Regen

Berlin · Schlechtes Wetter willkommen: Nach der Hitze-Welle könnte ein nasses Wochenende vielerorts Entlastung bringen.

 Kein Fluss, nirgends: Die Dreisam in March in Baden-Württemberg ist so ausgetrocknet, dass dieser Mann mit Hund darauf Gassi gehen kann.

Kein Fluss, nirgends: Die Dreisam in March in Baden-Württemberg ist so ausgetrocknet, dass dieser Mann mit Hund darauf Gassi gehen kann.

Foto: dpa/Patrick Seeger

An der Elbe in Niedersachsen messen sie den niedrigsten Wasserspiegel seit 1892, im Flussbett der Dreisam in Baden-Württemberg gehen Menschen mit Hunden spazieren. Dürre im Norden und im Süden. Und auch dazwischen. Deutschland ist ausgetrocknet, nach einem Sommer, der gefühlt an Ostern begann. Und jetzt mal eine Pause macht.

Was für eine Jahreszeit war das bislang, im Positiven wie im Negativen: Die Hitze brachte für viele Menschen nicht nur Eisgenuss, Badespaß und Ferienstimmung, sondern auch echte Probleme – oftmals bedingt durch den ausbleibenden Regen. Manch ein Poolbesitzer durfte sein Poolwasser nicht wechseln, Feuerwehrleute mussten gegen Brände vorrücken, Landwirten vertrocknete die Ernte auf den Feldern, Tiere litten Durst.

Entsprechend euphorisch blickt das Land auf die Meldung der Meteorologen, dass Regen kommt – zumindest für ein paar Tage. Mancherorts hat es gestern schon begonnen, richtig heftig soll es in vielen Landstrichen am Wochenende werden. Das warme und trockene Wetter weicht – so melden es die Experten des Deutschen Wetterdienstes – einer Kältefront. Allein das Wort klingt wie eine Verheißung. Zwar rufen die Wetterfrösche kein nachhaltiges Ende der Trockenheit aus. Zwar können am Wochenende auch heftige Unwetter aufziehen – kein Wunder im Sommer der Extreme. Aber kühlere Luft und Regenwolken über dem ganzen Land könnten etwas Erleichterung bringen. Nicht nur die Feuerwehrleute werden sich darüber freuen.

Für die bundesweit rund eine Million Männer und Frauen in Diensten der Berufs- oder freiwilligen Feuerwehren waren Feld- und Waldbrände in den vergangenen Monaten eine Herausforderung. „Grundsätzlich sind wir erleichtert, wenn dann auch mal Regen kommt“, sagt Pressesprecherin Silvia Darmstädter vom Deutschen Feuerwehrverband. Sie meint damit den „klassischen leichten Landregen“, der mal wieder „den Boden richtig durchnässt“. Sturzregen könnte allerdings neue Probleme wie Überflutungen bringen, die in diesem Jahr auch die saarländische Feuerwehr schon in Dauer-Einsätze brachte. Bundesweit meldeten die Versicherer dieser Tage Rekord-Ausgaben für die Unwetterschäden bis Juni.

Auf einen gemäßigten Regen hoffen auch Deutschlands Kleingärtner. Manch ein Gartenfan wird mittlerweile ein müdes Handgelenk haben, denn in trockenen Zeiten wird die Arbeit mit der Gartenhacke empfohlen, um den Boden aufzulockern und die Verdunstung zu reduzieren. Auch ihnen könnte etwas Regen guttun, nicht nur wegen der Handgelenke.

Den bundesdeutschen Poolbesitzern in sehr hitzegeplagten Regionen ist Regen ebenfalls recht, vielleicht nicht kurzfristig für die geplante Poolparty, aber für den Dauerbetrieb ihres eigenen Bade-Idylls. In einigen wenigen Gebieten hatten örtliche Wasserversorger nämlich wegen der Hitze zwischenzeitlich die Trinkwassernutzung beschränkt. „So wurde unter anderem untersagt, Gärten zu bewässern oder Pools neu zu befüllen, selbst wenn das ungewohnte Komforteinbußen mit sich bringen könnte“, erklärt ein Sprecher des Verbands kommunaler Unternehmen.

So manche Party im Freien hatte wegen der Hitze ungebetene Gäste: Für Wespengeplagte könnte der Regen zumindest am Wochenende Entspannung bringen. Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtier Stiftung erklärt: „Die Wespen sind bei Regen einfach nicht ganz so flott unterwegs. Das kann phasenweise zu einer leichten Entspannung führen. Danach ist aber durchaus wieder mit ihnen zu rechnen.“

Auf Regen sollten auch die Fans heimischer Weine hoffen. Denn ohne Regen schrumpft die Traube, und das mindert die Saftausbeute und damit den Ertrag für die Weinbauern, wie Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut sagt. „Es sollte aber nicht zu viel Regen sein, sondern die richtige Dosis.“

Auch ganze Branchen haben Regen nötig, besonders die deutschen Landwirte, die seit Monaten von der Dürre geplagt sind. Die Millionen-Hilfen der Bundesregierung allein werden nicht reichen. Auch Wasser von oben tut Not.

 Der Sommer in Deutschland verursachte auch einen Dauer-Einsatz der Feuerwehr. Immer wieder brannten Wälder, wie hier kürzlich im hessischen Mücke.

Der Sommer in Deutschland verursachte auch einen Dauer-Einsatz der Feuerwehr. Immer wieder brannten Wälder, wie hier kürzlich im hessischen Mücke.

Foto: dpa/Philipp Weitzel
 Auch Zootiere litten unter der Hitze: Elefantin Thura in Leipzig setzte auf die Sand-Dusche.

Auch Zootiere litten unter der Hitze: Elefantin Thura in Leipzig setzte auf die Sand-Dusche.

Foto: dpa/Jan Woitas
 Trockene Böden, hohe Ernteausfälle: Den Bauern, die sich durch die Dürre in ihrer Existenz bedroht sehen, sagte die Bundesregierung Millionen-Hilfen zu.

Trockene Böden, hohe Ernteausfälle: Den Bauern, die sich durch die Dürre in ihrer Existenz bedroht sehen, sagte die Bundesregierung Millionen-Hilfen zu.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Verheerende Zeiten meldete auch eine andere Berufsgruppe in diesem Extrem-Sommer. Die Binnenschiffer haben Regen nötig wie lange nicht. Bei niedrigen Pegelständen konnten sie ihre Schiffe nur wenig beladen. Für schnelle Erholung könne „ergiebiger Landregen im süddeutschen Raum sorgen“, heißt es beim Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt. Auch wenig Regen helfe aber schon. Damit es wieder mehr Wasser gibt in den Flüssen. Und weniger Spaziergänger.

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