Interview Barbara Gärtner „Multiresistente Keime sind an sich kein Problem“

Homburg · Wie gefährlich sind multiresistente Keime? Professor Dr. Barbara Gärtner, Leiterin des Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene an der Uniklinik Homburg, klärt auf.

 Professor Dr. Barbara Gärtner vom Homburger Institut für  medizinische  Mikrobiologie und Hygiene.

Professor Dr. Barbara Gärtner vom Homburger Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene.

Foto: Gärtner

Frau Professor Gärtner, wie entstehen multiresistente Keime?

GÄRTNER Man muss sich das ein bisschen wie bei Star Wars vorstellen. Der eine Keim entwickelt ein Gift, der andere ein Gegengift. Manche haben Resistenzgene, andere nicht. Jetzt kommt ein Antibiotikum rein und alle, die empfindlich sind, gehen kaputt. Die resistenten bleiben übrig und haben plötzlich den Platz und die Nahrung für sich. Dadurch verbreiten sie sich schneller.

Macht sie das gefährlicher als nicht-resistente Keime?

GÄRTNER Nein.

Warum herrscht dann so eine Panik?

GÄRTNER Multiresistente Keime sind schwer therapierbar. Aber wenn ich einen auf der Haut habe, dann macht er mir nichts. Wenn ich ihn in einer Wunde oder im Blut habe, dann schon. Multiresistente Erreger sind im Krankenhaus ein Problem, nicht in der Allgemeinbevölkerung.

Die Angst ist also unberechtigt?

GÄRTNER Nein, es ist ein Wettlauf zwischen neuen Antibiotika und der Anpassungsfähigkeit der Bakterien. Wir haben aber schon ganz gute Therapiemittel entwickelt.

Wie verbreitet sind die Keime?

GÄRTNER  Es betrifft nicht nur Indien. In vielen Ländern, auch in europäischen wie Griechenland, Rumänien oder Italien, haben wir massive Probleme mit resistenten Keimen.

Und in Deutschland?

GÄRTNER Es gibt hierzulande eine klare Rezeptpflicht. Wir verschreiben bei weitem nicht so viele Antibiotika wie in südlichen Ländern.

Auch hier gibt es Menschen, die reichlich Antibiotika einnehmen.

GÄRTNER Aber Sie brauchen trotzdem einen Arzt, der sie verschreibt. In anderen Ländern gehen sie einfach in die Drogerie oder auf den „Fake-Drugs-Markt“ mit Nachahmer-Produkten. Das haben Sie häufig in Dritt-Welt-Ländern.

Kann man sich schützen?

GÄRTNER Man sollte, wenn möglich, auf Antibiotika verzichten. Darüber hinaus ist man der „Star-Wars“-Selektion leider komplett ausgeliefert.

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