Müntefering will Linke nicht mehr an DDR messen

Saarbrücken. Deutlich wie nie hat sich SPD-Chef Franz Müntefering (Foto: Lorenz) für politische Normalität gegenüber der Linkspartei ausgesprochen. "Die Kinder und Enkelkinder der SED müssen in der Demokratie auch ankommen können", sagte er gestern beim Besuch in der SZ-Redaktion. Es stehe außer Frage, dass die DDR ein Unrechtsstaat gewesen sei

Saarbrücken. Deutlich wie nie hat sich SPD-Chef Franz Müntefering (Foto: Lorenz) für politische Normalität gegenüber der Linkspartei ausgesprochen. "Die Kinder und Enkelkinder der SED müssen in der Demokratie auch ankommen können", sagte er gestern beim Besuch in der SZ-Redaktion. Es stehe außer Frage, dass die DDR ein Unrechtsstaat gewesen sei. Das hätten auch jene zu akzeptieren, die "die Vergangenheit schönreden wollen". Irgendwann müsse aber "die Stunde kommen, wo man sie nicht mehr daran misst". Vielmehr sollten die Linken am "konkreten Handeln" gemessen werden, "an dem, was sie heute tun und nicht tun".

Nach Meinung des SPD-Vorsitzenden ist es falsch, die Mitglieder der Linkspartei "für die nächsten 200 Jahre zu exkommunizieren". Dies stehe nicht zuletzt in einem Missverhältnis zu dem, was nach 1945 in Deutschland gewesen sei, als etliche Politiker mit umstrittener Nazi-Vergangenheit führende Positionen inne hatten.

Auf Bundesebene schloss der SPD-Chef ein rot-rotes Bündnis erneut "definitiv" aus. Da seien die Linken vor allem "Sozialromantiker: Die sind ökonomisch ignorant, lehnen die EU ab und nennen deutsche Soldaten in Afghanistan aggressive Krieger". In den Bundesländern und auf kommunaler Ebene dagegen müsse in der jeweiligen Situation über eine Zusammenarbeit entschieden werden: "Immer unter der Maßgabe, was ist für das Land, die Stadt das Bestmögliche?"

Zum Ministerpräsidenten, das bekräftigten Müntefering und SPD-Landeschef Heiko Maas erneut, werde die SPD einen Politiker der Linkspartei aber nicht machen - schon gar nicht Oskar Lafontaine. An dem langjährigen Weggefährten ließ Müntefering kein gutes Haar. Der "feige" Rücktritt Lafontaines als SPD-Chef und Finanzminister vor heute genau zehn Jahren sei erst "richtig schlimm" geworden durch die Art und Weise, wie Lafontaine danach versucht habe, "da eine Legende draus zu machen". Für Müntefering ist das Kapitel Lafontaine erledigt: "Ich will mit ihm nichts mehr zu tun haben." > Seite A3: Berichte, Seite A 4: Meinung

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