Müller trumpft mit der schwarzen Dame

Locker, entspannt und bei bester Laune sitzt der amtierende Ministerpräsident und CDU-Landeschef Peter Müller (55) an diesem Samstagnachmittag im ersten Haus am Platz in seinem Heimatort Eppelborn beim Mittagsmahl

Peter Müller sucht sich einen neuen Platz, Annegret Kramp-Karrenbauer will ihm auf den alten folgen. Foto: Ruppenthal

Peter Müller sucht sich einen neuen Platz, Annegret Kramp-Karrenbauer will ihm auf den alten folgen. Foto: Ruppenthal

Locker, entspannt und bei bester Laune sitzt der amtierende Ministerpräsident und CDU-Landeschef Peter Müller (55) an diesem Samstagnachmittag im ersten Haus am Platz in seinem Heimatort Eppelborn beim Mittagsmahl. Im abgeschirmten Restaurant des Vier-Sterne-Hotels "Eppelborner Hof" trumpft der Mann, der in den 90er Jahren zu den "jungen Wilden" der CDU-Garde gehörte, wieder groß auf. Stratege und Taktiker Müller widmet sich eher beiläufig mit der Gabel in der rechten Hand dem Lachsfilet. In der linken Hand hält er zehn Karten und reizt seine Skatbrüder: Martin Karren (48), Sozial-Staatssekretär, Bernd Wegner, Chef der CDU-Mittelstandsvereinigung, und ein Personenschützer. Müller hat kein schlechtes Blatt: Zwei schwarze Buben und die Pik-Dame. Er macht die schwarze Dame zum Trumpf und dominiert das Spiel.

Wenige Minuten zuvor hatte der "schwarze Bube" Müller im ersten Untergeschoss des Hotels die "schwarze Dame" Annegret Kramp-Karrenbauer (48) als künftigen Trumpf der Saar-CDU präsentiert. Vor acht Fernsehkameras - das SR-Fernsehen überträgt die Pressekonferenz live -, einem Dutzend Mikrofonen und etwa 40 Medienvertretern verkündet der mit mehr als elf Jahren Amtszeit dienstälteste CDU-Ministerpräsident erwartungsgemäß seinen geordneten Rückzug. "Ich beabsichtige, im Laufe dieses Jahres den Landesvorsitz der CDU Saar und das Amt des Ministerpräsidenten in andere Hände zu geben." Er wolle sich künftig "neuen Herausforderungen stellen". CDU-Landesvorstand und Landtagsfraktion, die sich am Morgen im tiefen Keller des Hotels zur turnusgemäßen Klausur trafen, hätten, so berichtet Müller, auf seinen Vorschlag hin "einstimmig" Sozial- und Arbeitsministerin Kramp-Karrenbauer als seine Nachfolgerin in beiden Positionen nominiert. "Dem Saarland steht es gut an, wenn an der Spitze des Landes auch einmal eine Frau steht", meint der amtierende Regierungschef. Während er das Allround-Polit-Talent und seine ehemalige persönliche Referentin in allerhöchsten Tönen lobt, spielt die Frau an seiner Seite etwas nervös mit dem schwarzen Kugelschreiber. Polit-Profi Müller nutzt die große Mediengunst der Stunde selbstbewusst zu einer kurzen Erfolgsbilanz seiner Amtszeit: "Es waren gute Jahre für das Saarland!" In seiner Verantwortung sei ein "dynamischer Strukturwandel organisiert" worden. Bei "aller Wertschätzung von Dibbelabbes und Lyoner" sei nach innen und außen deutlich geworden, dass dieses Land deutlich mehr ist. Es sei den Weg des Aufstiegs gegangen.

Müller beantwortet dann Fragen, die die Journalistenzunft zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gestellt hatte. Warum nicht früher? Die Antwort: Er wollte seinen Rückzug erst ankündigen, wenn er wisse, wie es weitergehe. Zum Zeitablauf: Anfang Mai soll ein CDU-Parteitag Kramp-Karrenbauer zur Landesvorsitzenden wählen. Innenminister Stephan Toscani (43), der selbst Interesse an beiden Spitzenämtern signalisierte hatte, unterstütze diesen Vorschlag. Er soll neuer Parteivize werden. Bis zu seinem Rücktritt als Regierungschef will Müller noch drei Großprojekte der Jamaika-Koalition unter Dach und Fach bringen. Schulstruktur, Krankenhausreform und Masterplan Energie. Vor oder nach der Sommerpause, also im Juni oder August, sei der Stabwechsel in der Staatskanzlei geplant. Anschließend werde er auch sein Landtagsmandat niederlegen. "Mit großer Freude und großem Engagement" werde er bis dahin weiter arbeiten, versichert Müller. Bis heute habe er noch keinen Tag Amtsmüdigkeit verspürt, sei allenfalls einmal bei besserer oder schlechterer Laune gewesen. Im Rückblick dominiere bei ihm, so verrät der Ministerpräsident, Dankbarkeit für ein "großartiges, interessantes und spannendes Stück meines Lebens." Seine persönlichen Zukunftspläne lässt Müller offen. Er habe "mehrere Optionen". Es sei eine Ehre, als Richter am Bundesverfassungsgericht gehandelt zu werden. Dazu gebe es derzeit keinen Entscheidungsbedarf.

Die designierte Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer spricht dann von Temperamentsunterschieden zwischen ihr und Peter Müller. Sie gelobt ihm "absolute Kontinuität", auch wenn sie "eigenen Stil und Handschrift" zeigen werde. Ein halbes Jahr vor dem Wechsel will sie noch keine Details verraten, auch nicht welche Rolle sie für Toscani, mit dem sie im Team auftreten will, vorsieht. Bis zum Sommer werde sie sich auf ihre Arbeit als Ministerin im Kabinett Peter Müller konzentrieren.

 Peter Müller sucht sich einen neuen Platz, Annegret Kramp-Karrenbauer will ihm auf den alten folgen. Foto: Ruppenthal

Peter Müller sucht sich einen neuen Platz, Annegret Kramp-Karrenbauer will ihm auf den alten folgen. Foto: Ruppenthal

Bevor Müller dann zum Mittagstisch mit den Skatspielern geht, verrät er noch, was Kanzlerin Angela Merkel zu seinem Rückzug und seiner Wunsch-Nachfolgerin gesagt hat: "Sie wünscht uns alles Gute!"

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